Diese Woche erlebte ich einen ziemlich aussergewöhnlichen Flug. Unerwartet stand eine Cessna Citation für den Flug von Umeå nach Östersund bereit.
Vorgeschichte
Für den Transfer von Kopenhagen nach Gävle hatte ich einen ganzen Tag Zeit. Da ich alle Städte im Umkreis von Kopenhagen und Stockholm schon kenne, machte ich mich auf die Suche, was denn in Schweden an seltenen Flugzeugen noch fliegt. Populair betreibt einige Regionalflüge mit Fokker 50, Jonair setzt Beechcraft 1900C und Super King Air B200 ein. Doch ab Arlanda startete alles um 9 Uhr, was nicht zu schaffen war. Jonair bietet auch noch Routen im Norden Schwedens an, jene von Umeå nach Östersund passte zeitlich. Sie wurde seit Monaten zuverlässig von einer King Air bedient und diese Maschine fehlte noch in meinem Repertoire. Ein Mittagessen in Umeå sagte mir eher zu als Uppsala oder Gävle. Also wurde fix ein Routing zusammengestellt, CPH-ARN-UME und OSD-ARN mit SK, dazwischen Jonair von Umea nach Östersund.
Während dem Frühstück in Kastrup zeigte ein Blick in die FR24-App, dass für den morgendlichen Umlauf nach Östersund aber plötzlich auf eine Cessna Citation Excel gewechselt wurde, während sich die King Air auf den Weg nach Südschweden machte. Die Citation wird üblicherweise verchartert. Wer daran Interesse hat, Jonair ist 24/7 telefonisch erreichbar.
Bis zum Abflug in Arlanda hörte ich seitens der Airline nichts zu einer möglichen Stornierung - es kam Vorfreude auf. Denn ausser Travelcoup mit ihren «semi-privaten» E-Jets kenne ich keinen vergleichbaren Anbieter, der solche Maschinen auf Linie einsetzt. Und schon gar nicht zu subventionierten 65€.
Im Terminal in Umeå fanden sich neben mir vier weitere Passagiere am Meeting Point ein. 35 Minuten vor Abflug holte uns der Erste Offizier ab, der selbst gleich den Bus zu Jonair’s eigenem Hangar fuhr und uns dann zur Citation führte. Auf meine Bemerkung hin, dass ich nur für die King Air überhaupt nach Umeå gekommen sei und dieser Wechsel aber nochmal ein Upgrade darstelle, erläuterte er auch die genaueren Gründe für den Wechsel, verlud das Gepäck und dann ging es an Bord. Das ganze Prozedere ohne Sicherheits- oder Ausweiskontrolle, sondern mit Passagierliste am Klemmbrett.
Drei Mitarbeiter von Jonair befanden sich ebenfalls an Bord. Die Maschine war damit voll, daher habe ich keine eigenen Fotos der Kabine. Als Letzter eingestiegen blieb für mich nur Sitz 1, dem fehlte zwar die Sicht nach draussen, dafür kam es einem Jumpseat gleich. In unserem Fall fehlte die Champagner-Flasche, sonst kommen diese Fotos aber ziemlich hin:
Seitlich sitzend und ohne Aussenreferenz zu fliegen ist sehr ungewöhnlich. Das uns sonst bekannte Bewegungsempfinden im Flugzeug reagiert überhaupt nicht und ohne Blick auf die Cockpit-Instrumente hätte ich von der starken Rechtskurve nach Abflug nichts mitbekommen.
Die beiden Piloten waren ausserordentlich freundlich und brachten uns in rund 40 Minuten Flugzeug nach Östersund. Dort war das Wetter deutlich besser als in Umeå und die handgeflogene Kurve in den Endanflug bot tolle Aussichten. Die restlichen Passagiere genossen den Flugzeug-Wechsel ebenso, da die Maschine erstaunlich ruhig und deutlich bequemer als das übliche Fluggerät war. Meine Sitznachbarin erzählte mir, dass sie die Flüge auf dieser Route jeweils erst wenige Stunden vor Abflug abhängig vom Wetter buche, da sie die Turbulenzen bei starken Winden nicht aushalte. Spannend, wenn man sein Leben nach dem Wetter richten kann. Aber ich fühlte mich sehr wohl als einziger Fremder unter den Passagieren.
In Östersund angekommen führte uns der Erste Offizier wieder ins Terminal, hier zu Fuss, und nahm dann die Passagiere für den Rückflug in Empfang. Ich setzte mich für die zwei Stunden Wartezeit ins Restaurant im Terminal, bis es abends zurück nach Arlanda ging.
Dieses Jahr konnte ich schon einige seltene Flugzeuge und Routen fliegen, mehr dazu dann im Jahresbericht, aber das Erlebnis hier war wirklich speziell. Natürlich kommt es nicht an den Glamour heran, wenn man sich diese Kiste privat chartern würde, aber es machte auf jeden Fall viel Spass. Und für die King Air komme ich dann mal zurück nach Stockholm, für die Route nach Torsby oder Sveg.