Koffer kommt eine Woche später, kann ich mehr verlangen als Zahnbürste und Co?

Folgender Sachverhalt:
Flug BER/AMS/YUL.
In Montreal fehlt mir eine Urlaubswoche lang mein persönliches Reisegepäck.
KLM will mir zwar die notwendige Erstausstattung (Zahnbürste, Rasierer, T-Shirts etc.) in Höhe von 80 € erstatten, aber ich finde, für die Beeinträchtigung meines Urlaubserlebnisses stünde mir eine angemessene Entschädigung zu.
Es sollte doch einen Unterschied machen, ob man einen oder sieben Tage auf wichtige Sachen verzichten muss.
Wie seht ihr das, und habt ihr entsprechende Erfahrungen gemacht?
Vielen Dank im Voraus,
Harry

Für entgangene Urlaubsfreude werden sie sicherlich nix zahlen - und müssen sie auch nicht.
Nicht mal den Aufpreis für’s Aufgabegepäck (obwohl du es ja nicht nutzen konntest), werden sie erstatten - müssen sie auch ebenfalls nicht.

Du hättest einfach bei den „notwendigen Einkäufen“ deutlich üppiger zulangen sollen - idealweise mit einer Amex Platinum mit deren Reisegepäckversicherung als Fallback (falls sie sich bei manchen Positionen doch irgendwie rauswinden sollten) in der Hinterhand mit Kenntnis über deren Limits (>=4 Stunden 400€, >=48 Stunden weitere 400€).

Immer schauen, dass es irgendwie plausibel ist, aber bis hin zu Unterwäsche/Socken/T-Shirts, Hose(n), Hemd(en), Schuhe, Jacke - und eventuell neben Zahnbürste/-creme durchaus auch mittelteure Kosmetikprodukte - das hätte ich da alles für nachvollziehbar gehalten bei der langen Zeit. Da warst du ungeschickterweise mit deinen 80€ schon ziemlich asketisch unterwegs, und jetzt im Nachhinein ist es bedauerlicherweise zu spät.

Wie bist du mit Einkäufen i.H.v. 80€ überhaupt eine Woche über die Runden gekommen?

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Tja, nennen, wir es asketisch - und dann war da noch die Waschmaschine mit Trockner in meinem Urlaubsapartment, hat mich echt gerettet :upside_down_face:
Das Montrealer Abkommen(!) schreibt natürlich nicht explizit etwas zu einer Entschädigung für erlittenen Urlaubskomfort.
Der ADAC erwähnt zu dem Thema wenigstens schon, dass da berechtigte Ansprüche entstehen und abgegolten werden sollten.
Klingt aber alles nicht wirklich konkret.
Flightright und Konsorten geben einem gar nicht erst die Chance sie zu beauftragen.
Kümmern sich scheinbar wohl nur um Verspätungen.
Mein Gerechtigkeitsempfinden sagt mir halt bloß, dass es in der Bewertung von Entschädigungen einen Unterschied machen müsste, ob der Koffer einen Tag später kommt, oder sieben.

Hab ne Goldcard von Hanseatic, überleg, wie ich die da noch ins „Flugzeug“ holen könnte?

Unsere Koffer kamen knapp 3 Wochen später, hatten inzwischen 600 Euro ausgegeben und bekamen diese, nachdem wir wieder zuhause waren, ohne überhaupt die Rechnungen vorlegen zu müssen, sofort erstattet. Airlines waren Swiss und LH.

Letztes Jahr mit BA gehabt. Koffer kam 3 Tage verspätet an. Bin erstmal schön auf Shopping Tour gegangen, da ich nur mit Rucksack als Handgepäck gereist bin. Da es Winter war und ich ja nicht wusste wann mein Koffer kommt, hab ich es ordentlich krachen lassen. Am Ende hat BA ohne zu Verhandeln 1000€ erstattet.

Habe eine Amex Platinum und habe dort mit denen gesprochen, die meinten einfach mal einkaufen, sei ja bis 2000€ durch AMEX versichert falls BA nicht alles übernehmen würde.

Mein Grundverständnis, Schaden möglichst gering zu halten, wird ja nicht gewürdigt.
KLM wird sich wahrscheinlich ins Fäustchen lachen, wenn ich mich so einfach abspeisen lasse.
Also, werde ich versuchen meine Interessen weiter zu verfolgen.
Ich sehe ja an euren Beispielen wie andere Airlines mit dem Thema umgehen.
Mal sehen was daraus noch wird.

Guten Tag,
wir haben gerade eine ähnliche Erfahrung mit verspäteten Fluggepäck machen müssen.
Bei uns betraf es von zwei aufgegebenen Gepäckstücken eines. Dies blieb nämlich direkt bei unserer Abreise von Berlin, also vom BER, dort liegen. Da wir es mit einem AirTag versehen haben, konnten wir den Standort gut lokalisieren.

In den ersten zehn Tagen bewegte es sich immer mal wieder auf dem Flughafen hin und her, aber nie in unsere Urlaubsrichtung auf den Azoren. Anrufe in Berlin waren erfolglos, da keiner an das Telefon ging. Eine Mail wurde bis heute nicht beantwortet.

Hier auf den Azoren ist für das Fluggepäck SATA Airways zuständig. Dort haben wir auch direkt bei unserer Ankunft eine Verlustmeldung aufgegeben. Erfreulicherweise waren die Mitarbeiterinnen dort sehr hilfsbereit, beantworteten auch im Nachhinein unsere Mail-Anfragen kurzfristig und bemühten sich um eine Lösung des Problems. Allerdings stellten auch sie fest, dass der Service in Berlin wenig unterstützend ist.

Notgedrungen haben wir dann für circa 560 EUR unser Reisegepäck aufstocken müssen. Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, haben wir meist bei Decathlon eingekauft. Erstattet wurden von SATA davon 280 €. Also 140 € pro Person und nur 50 % der Einkäufe.

SATA hat eine eigene Erstattungsregelung, die besagt, dass nach 24 Stunden 50 € pro Person erstattet werden und dann die nächsten drei Tage jeweils 30 €. Weitere Erstattungen sieht SATA nicht vor. Ob das mit dem Montrealer Übereinkommen so vereinbar ist, müssten wir nun durch einen Rechtsanwalt prüfen lassen.

Übrigens soll durch intensive Bemühungen der Mitarbeiterinnen vom SATA Lost and Found unser Gepäck am heutigen Tag, also 14 Tage später, eintreffen.

Hinter den Kulissen der Gepäckabfertigung scheint ja Chaos zum Alltag zu gehören.
Als Verantwortliche sollten die Airlines mehr Einfluss auf das Groundhandling ausüben, oder einfach großzügiger in der Entschädigung sein.