Bei dem Thema hadert man durchaus hin und wieder mit sich selbst, wenn man denn seine eigenen Standards erfüllen will. Strom sparen, Essen aus lokalem Anbau, auf dem Rad mit dem Jutebeutel zum Edeka… klar … aber halt auch gerne in C nach Buenos Aires, um dort ein Steak zu essen, und sich billig per Taxi rumchauffieren zu lassen. Wer kennt das nicht? Also noch 10 Euro um den CO2-Ausstoß auszugleichen, so ist alles gut. Ist ein toughes Thema.
Also ich reise extrem gern, per Flieger, Bahn und Auto, und möchte das auch ungern missen. Bin auch stets dazu bereit ein weiteres Leg dazuzubuchen (mehr Meilen!), wenn es der Preis hergibt (oder oft einfach günstiger ist - das an sich ist ja eigentlich schon ein irres Problem). CO2-Fußabdruck? Leider ein unschönes Nebenprodukt. Lebensrealtitäten kann man leider nicht wegrationalisieren: meine Frau ist Mexikanerin, also geht es per 747 in 1-2 jährlichen Transatlantikflügen zur Familie - neben den normalen Reisen. Dass dadurch pro Flug über drei Ecken irgendwo eine Pandafamilie das Zeitliche segnet (um es überspitzt zu sagen), ist uns bewusst. Man tut halt was man kann an anderen Fronten, wie die Vorredner hier schon gesagt haben.
Leider muss man halt immer wieder feststellen das trotz selbstverordneter Hoteldevise sparsam zu sein und Handtücher wiederzuverwenden, dennoch oft Handtücher täglich in der Wäsche landen. Leere Worthülsen? Nur zur Schau gestelltes Green-washing?
Der Plastikwahn, der zudem Dank Covid in vielen Bereichen ausgebrochen ist, ist ja auch extrem. In Hotels, in Lounges, im Flieger, alles doppelt verschweißt. Wir Pumpen Öl aus der Erde, um es dann in Plastikform nach fünf Sekunden wegzuwerfen? Eigentlich schon irre. Die Delfine und Schildkröten, die das alles Schlucken müssen, werden uns danken.
Das bringt mich dann auch zu dem Argument „mein Verhalten hat ja null Wirkung“ … nein und irgendwie auch ja… wir können alle was bewirken… nur wenn kollektiv Misstände angeprangert werden, verändert sich was. Anders wären viele EU-Umweltstandards und Errungenschaften nie realisert worden! Aber es ist eine gewaltige Aufgabe, bei der ich leider echt schwarz sehe in globaler Perspektive. Nicht weil viele nicht wollen, sondern weil Weitsichtigkeit fehlt, Anreize, Infrastruktur, etc. Ich lebe seit zwei Jahren in Kolumbien, habe die äußersten Ecken Bangladeschs bereits, bin im Niemandsland des Südsudans gewesen… was gibt es überall? Plastikmüll und ratternde Klimaanlagen. Und die EU sorgt sich um Plastikstrohhalme und Altpapiertonnen … das wirkt wirklich als würde man nen Flächenbrand mit ner Spieleuggießkanne löschen wollen. D.h. aber nicht, dass man es sein lassen sollte. Derlei Extremvergleich gibt es zu Hauf. Reisen bildet ja, aber in Abetracht dessen lässt es einen oft frustriert zurück.
Immerhin sehe ich es als positiv an, dass so viele Airlines und auch die Flugzeughersteller alles versuchen treibstoffeffizient zu fliegen und ökologische Treibstoffe zu benutzen. Mehr Hotels autark Energie erzeugen wollen. Ich sehe doch noch extrem viel Potential, nicht zuletzt, da auch die Kunden mehr und mehr darauf achten (zumindest in Europa).
Ein Ding, dass ich halt absolut nicht verstehe ist die Preisgestaltung und Infrastruktur. Warum kostet ein Flug mit Ryanair nach London 10 Euro? Warum kostet ein Tagesticket in einer Großstadt fast genauso viel? Wieso gibt es nur einen Bus am Tag aufs Land hinaus zu Oma? Und warum fährt der um 6 Uhr früh? Na klar nehm ich dann den Flieger statt die Bahn oder steig ins Autos statt den Bus. … Ich hab jahrelang in Kopenhagen gewohnt. Wäre gern öfter mit der Bahn nach Dtl. gefahren… nur war es oft halb so teuer per Flieger und schneller… was bleibt einem übrig? Es braucht halt auch sinnvolle Maßnahmen und Infrastruktur, um Nachhaltigkeit zu erzielen. Nur muss man die als Bürger auch einfordern.