Nordkorea, ich möchte mir das mal anschauen!

Wer mehr Einblicke bekommen möchte, dem lege ich folgendes Buch ans Herz:

Eine Nordkorea-Reise unter dem Regime käme für mich schon allein deshalb nicht in Frage, weil ich keinesfalls Öffentlichkeitswirksam Blumen am Denkmal von Kim Il-sung und Kim_Jong-il ablegen werde, um damit der - sagen wir mal „Weniginformierten“ Bevölkerung - zusätzlich zur Propaganda, suggerieren werde: „Seht ihr, selbst die Ausländer verehren unsere grossen Führer“.
Ganz ab von eingesperrt sein im Hotel, keine Bewegungsfreiheit etc.

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Wenn du noch nicht dort warst, wie kannst du wissen ob es touristisch interessant ist oder nicht?

Man kann sich immer nur ein Urteil bilden wenn man es selbst erlebt hat, meine Meinung.
Und Nordkorea hat wie jedes andere Land auch was zu bieten, vor allem architektonisch. Z. B. die U-Bahn, diverse Gebäude, und natürlich auch völlig überzogene Denkmäler, es muss ja alles größer und schöner als im Rest der Welt sein, um der eigenen Bevölkerung was vorzugaukeln.
Dass manches nur Fassade ist - das weiß jeder.
Und man weiß auch, wenn man dort hinfährt, dass man nur die dortige Sicht der Dinge zu sehen und zu hören bekommt. Wer damit nicht klarkommt und das nicht einordnen kann, muss ja nicht hin, wird ja (Gottseidank) keiner dazu gezwungen.

Wir sind übrigens nicht dorthin gefahren um uns „an der Armut zu ergötzen“ - ganz sicher nicht. Der Grund an sich war Fußball schauen. Exotischer geht’s halt kaum noch :nerd_face: Und wenn man dann durchs Land reist, sieht man eben auch die Schattenseiten.

Man wird auch nicht gezwungen Blumen niederzulegen oder gar sich zu verbeugen. Keiner von uns hat das gemacht.

Fussball? Dann wart ihr eventuell im größten Fussballstadion der Welt?:smiley:

Unter anderem😊 und auf einem Nebenplatz vom Stadion des 1. Mai konnten wir selbst spontan gegen eine Jugendmannschaft spielen.

woher ich das wissen will? Unter anderem, weil ich in den letzten 12 Jahren 4x in NK war und als verantwortlicher Gruppenleiter auch hinter die Kulissen blicken konnte. Vielleicht auch, weil ich wahrscheinlich als einer der wenigen Besucher auch Gegenden gesehen habe, in die normalerweise kein Tourist auf einer „normalen“ Gruppenreise hinkommt.

Ich will Dir Deine Vorurteile nicht nehmen, aber ich war schon einige Male im Land und glaube, zumindest in groben Zügen zu wissen, was abgeht.

Mein Punkt ist, ich habe eben diese Vorurteile gerade nicht und würde mir eben gerne selbst ein Bild machen. Dass du dir das schon hast machen können und sich für dich entsprechende Vorurteile bestätigt haben, war mir nicht bekannt.
Das was du weiter oben geschrieben hast und auf das ich mich bezog, war letztlich die Zusammenfassung dessen, was hiesig eben genau das Vorurteil ist eine „brainwashed society“ die in Angst, Schrecken und Unterdrückung lebt.
Tatsächlich ist meine Erfahrung aus meinen Reisen, dass meine Perspektive auf die Dinge von schon vorneherein eine andere ist, als die der Einheimischen.
Versucht man sich aber in deren Lage zu versetzen, ändert sich das Bild oft.
Als privilegierter Westeuropäer neige auch ich dazu im ersten Moment zu wissen, was das einzig Beste und Richtige ist und erlebe oft, dass ich ziemlich falsch liege.
Im Gegenteil: Von vielen Menschen, die aus meinem Blick in materieller Armut leben, die ich kennen lernen durfte, konnte ich oft was mitnehmen, was andere Werte betrifft.
Ich weiß es nicht, wie es sich mit Nordkorea verhält, aber möglicherweise fühlen sich die Leute weder arm noch unterdrückt oder gar unglücklich. Vielleicht mögen und lieben sie ihr Leben ja genau so wie es.
Genau dieses Bild möchte ich mir selber machen.

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Es gibt gewisse Gegenden auf dieser Welt, von denen muss ich mir nicht unbedingt persönlich ein Bild machen, da weiß ich auch so, dass es furchtbar ist.
Ich muss auch nicht im Schuttregen auf Malle sitzen, nur damit ich das mal erlebt habe…
Zumindest ist mir für sowas mein Geld und meine Zeit zu schade.
Wenn ich alle Destinationen auf diesem Planeten abgehakt habe, von denen ich mir schöne Erlebnisse verspreche, kann ich mir dann ja immer noch überlegen ob doch noch mal Lust auf diese Art von „Erlebnistourismus“ habe.

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Das ist der Punkt. Wenn ich nur dahin reise, wo glückliche und reiche Menschen leben, eine lebendige Demokratie herrscht, keine Kriminalität und das Wetter immer schön ist, bleibt halt nicht viel übrig. Ach ja, und voll darf es natürlich auch nicht sein.

By the way. Was ist denn Schuttregen auf Malle?

Klar, wenn man nichts anderes kennt tun sie das wahrscheinlich. Darum wird der Informationsfluss von Außen ganz streng kontrolliert und eingeschränkt. Denn wenn die Leute herausfinden wie elendig sie leben müssen wird es ganz schnell eine Revolution geben.

Siehe DDR, das ist für den guten Kim ein gutes Lehrbeispiel. Das sage nicht nur ich, sondern auch NK Experten.

es sei Dir auch vollkommen gegönnt, nach NK zu reisen. Ich finde, es ist eines der spannendsten Reiseländer überhaupt und ich habe erst in NK wirklich begriffen, wie Faschismus und Diktatur funktionieren. Ich glaube aber nicht, dass Dein Ziel, mehr und vorurteilsfrei über die Menschen im Land zu erfahren, innerhalb einer normalen Touristenreise möglich sein wird. Denn Du wirst entweder nur mit ausgesuchten Einheimischen in Kontakt kommen oder spontane Begegnugen werden daran scheitern, dass niemand etwas anderes sagt als die Propaganda vorgibt. Das sind keine Vorurteile meinerseits, sondern traurige Realität.

@Hoernchen02 Kannst Du aus Deinen Erfahrungen als Gruppenleiter sagen welche Gelegenheiten es gibt dort mit „echten“ Einheimischen in Kontakt zu kommen? Habe mal gehört das es als Tourist wohl beim Marathon die Möglichkeit geben soll, da man dort ja nicht die komplette Strecke abschirmen kann und beim Lauf wohl kaum ein Führer neben einem herläuft der den Kontakt mit Mitläufern verhindert. Stimmt das? Oder wie beurteilst Du das?

Was mich an NK reizen würde, ist einmal die Mass Games zu erleben. Die Atmosphäre und Aufführung soll spektakulär sein und in so einem Ausmass, Darbietung und Größe in keinem anderen Land zu sehen.

Wir hatten einen Aufenthalt im Munsu Water Park Pjöngyang.
Über die ganze Zeit waren wir ohne Aufsicht durch die guides. Wir waren dort ca 2 h zum
Baden. Anfänglich waren wir etwas zögerlich, mit den Einheimischen zu kommunizieren.
Aber auch die legten mit der Zeit die Scheu ab, sich mit Fremden einzulassen.
Btw., meine Tochter spricht etwas koreanisch, deshalb war so eine kleine Kommunikation möglich.
Während der restlichen Tour waren Zusammenkünfte mit lokals recht spärlich.

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Man hat, wenn die Guides „gut“ drauf sind, durchaus hin und wieder eine Gelegenheit, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Aber es scheitert meistens erstens an der Sprache und zweitens daran, dass es offiziell ein Kontaktverbot für Einheimische gegenüber Ausländern gibt. Und bei den drakonischen Strafen, die Einheimischen drohen, wenn sie sich nicht an die Regeln halten, bleibt es der Neugier und Risikofreude der Nordkoreaner überlassen, Dich anzusprechen.

Was den Marathon betrifft: kann ich nicht sagen, war ich noch nicht. Ich will es nicht ausschließen, dass es dort möglich ist, aber man weiss halt nie, ob der Nordkoreaner jetzt ein echter Einheimischer oder ein Stasi-Mitarbeiter ist.

Insgesamt gibt es immer wieder kleine „Fluchten“, sich vom Regime abzusetzen, aber es kann Dir auch genau umgekehrt gehen, dass ein klitzekleiner Regelverstoß Deinerseits schon zum großen Problem wird.

Mass-Games: ja, wirklich spektakulär. Leider irgendwie eingeschlafen und seit Covid sowieso.

Wir waren bei den mass games auf dem Kim Il Sung Platz.
Mein Eindruck war, das Ganze war eine Inszenierung der Obrigkeit, um irgendetwas darzustellen, was es nicht gab.
Die Teilnehmer vermittelten einen total teilnahmslosen Eindruck. Kaum einer schaute seinem Tanzpartner ins Gesicht, von Freude war dort nichts zu vernehmen.
Gleich nach Ende der mass games löste sich das Ganze in atemberaubender Geschwindigkeit
auf; bei uns in Europa würde ich nach so einer Veranstaltung erwarten, dass sich ein Teil
der Teilnehmer im Nachhinein noch zu einem Schwätzchen zusammenhockt.
Nichts dergleichen. Es vermittelte sich uns sogar der Einruck, als ob sich die Tanzpartner
garnicht kannten.
Der Oberknaller aber war:
Wir wurden dort sogar aufgefordert dran teilzunehmen, was mich in höchstem Grade erstaunte.
Man bekam einen Tanzpartner des anderen Geschlechts und nahm so irgendwie dran teil,
da man ja die Tanzschritte und Abläufe nicht kannte.
irgendwie surreal

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Ich meinte die Mass Games die im Stadion 1.Mai immer statt finden. Das Stadion ist das größte Fussballstadion auf der Welt. Wenn das voll mit Leuten ist und die dort eine Show präsentieren, sprechen wir von ganz anderen Dimensionen und Eindrücken als die Tänze auf der Strasse.

Ooops, da haben wir wohl die kleine Version erwischt :grin:

war trotzdem beeindruckend

Ich gehöre auch zu den Wenigen aus dem Westen die mehrmals in der DPRK waren.
In irgendeinem Kommentar stand, dass da viel Propaganda von der ROK kommt. Glaubt mir, nein. Die wissen im Süden genau was im Norden läuft. Und umgekehrt genauso.
Auf den ersten Blick scheint es so dass die Menschen nicht informiert sind, aber sie wissen durch die geschmuggelten Serien/Filmen/Musik sehr genau was im Süden passiert.
Mit den Guides kann man Glück oder Pech haben. Wenn man Glück hat, bekommt man durch Nachfragen durchaus mehr Informationen als vorgegeben sind. Auch wer seine Augen öffnet sieht mehr als gesehen werden soll.
Buchen konnte man die Reisen immer, auch seit 2020, sie wurden dann auch immer wieder storniert, so war es zumindest bei der Agentur bei der ich immer gebucht habe. Koryo Tours aus Peking.
Heute kam mal wieder die Info dass die Grenzen aufgehen sollen, wann weiss aber niemand genau und auch nicht ob es sich nur um Rason handelt oder um das ganze Land.
Noch was zu den Guides. Das sind tatsächlich Guides, die Arbeiten weder für die Stasi, KGB, NSA oder wen auch immer. Über Politik wollen die am Abend genauso ungern reden wie die meisten anderen Menschen auch.
Leider wird es nach meinen Informationen die ich von der Agentur habe in Zukunft so sein dass gewisse Orte Tabu sein werden wie Panmunjeon zum Beispiel.
Abschließend möchte ich noch sagen, ob jemand hingehen möchte oder nicht ist jedem selbst überlassen. Was aber ein Besuch beitragen kann ist den Menschen zu zeigen das es auch noch was anderes gibt, was freies, was offenes.

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Das war auch mein Eindruck.
Mein guide wusste, dass ich nordkoreanische Geldscheine mitnehmen würde.
Die Ausfuhr ist strengstens untersagt.
Jedenfalls wurde bei der Ausreise nicht an den Stellen in meinem Gepäck gesucht, wo
ich sie zuvor deponiert habe. Mein guide wusste sogar, dass ich sie zwischen den
Seiten eines Buches geschmuggelt habe.
Es sind aus meiner Sicht regimetreue Nordkoreaner, die sich mit diesem job ein relativ
leichtes Leben mit einigen Privilegien erarbeitet haben.

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Servus,

Kann euch zum Thema Nordkoreareisen auf YouTube eine interessante Videodokumentation eines russischen Reisenden empfehlen. Alles unkommentiert und stammt aus 2024. Sind mehrere Teile und dieser war in einer russischen Reisegruppe unterwegs. Sind sogar die Flüge mit dokumentiert. Gibt einen schönen Einblick in diese Rundreisen.

YouTube Nordkoreavideoreise 2024

Viel Spaß damit!

Grüße!