Uruguay, Perle am Silberfluss

Da es an anderer Stelle thematisiert wurde und ich bereits weiß, dass einige hier aus dem Forum meine zweite Heimat auch schon besucht haben, eröffne ich mal diesen Thread um mal Reisetipps für Uruguay zu sammeln.
Klar, Montevideo, Colonia, Punta del Este haben viele schon mal gehört und das sind sicher auch die Hotspots in Uruguay.
Als erster ist Uruguay ein absolutes Schlemmerland.
Was ein Asado de Tira, ein Choripan oder ein Chivito ist, ist vermutlich schon nicht ganz unbekannt. Aber die Uruguayische Küche hat deutlich mehr zu bieten. Gerade beim Asado gibt es viele andere Leckereien, dazu gibt es leckere Eintöpfe wie Guizo oder Puchero. Ganz zu schweigen von Fastfood Gaumenfreuden wie der Muzzarella oder der Faina. Daneben Dinge wie Matambre oder. Essen kann man solche Klassiker überall im Land in einem der vielzähligen Paradore entlang der Rutas, die Fächerförmig von Montevideo aus ins Landesinnere führen.
Tatsächlich verfügt Uruguay über ein recht unberührtes Landesinnere, was touristisches durchaus gut erschlossen, aber eben nicht überlaufen ist. Man kann wunderbar in tollen Landhotels übernachten, oder sich auf Haziendas einquartieren.
Überhaupt gibt es über das Ganze Land verteilt viele Haziendas, die man besuchen kann um sich in eine Welt ähnlich der „Zorro“ Filme versetzen zu lassen.
Man kann entsprechend sich auch reitend durch nahezu unberührte Steppen fortbewegen. Über Stock und Stein wandern oder einfach nur Flora und Fauna in unendlichen Weiten bewundern.
Berge gibt es allerdings nicht. Es gibt zwar teils hügelige Landabschnitte (z.B. im Departamento Lavalleja, wer nicht allzu weit von der Küste weg möchte und dennoch aufs Land möchte).
Eigentlich gibt es drei Touren die man machen kann und die letzlich zur brasilianischen Grenze führen (eine auch zur Argentinischen), es empfiehlt sich ein Mietwagen, allerdings sind auch die Fernbusse kein Abenteuer, sondern top ausgestattete, günstige Busse und das Netz ist sehr gut, einzig wenn es dann bei Zwischenstopps in die Umgebung geht, muss man sich ein bisschen organisieren, oder - ganz uruguayisch sich treiben lassen, bis man zum Zielort gelangt.

  1. Die Naturrute: Durchs Landesinnere entlang der Ruta 5, über Florida, Durazno, Paso de los Torros mit dem Rincon del Bonete (einem Staudamm mit E-Werk- Urugauy ist übrigens klimaneutral bei der Energieerzeugung) Tacuarembo nach Rivera.
  2. Die Bade und Landmarksroute: von Montevideo zunächst entlang der Interbalneariea die Ostküste zu fahren wo sich nördlich, also hinter Punta del Este die wunderschöne Atlantikküste bis zur brasilianischen Grenze zieht (Ruta 10).
    Zuvor kommt man aber an diversen kleineren Badeörtchen vorbei, wo man je nach Strömungslage im Rio de la Plata in salzigem oder eher süßem Wasser baden kann.
    Zunächst kann man aber in Piriapolis mit dem Sessellift (ein Abenteuer und nichts für Leute mit Höhenangst) auf den Cerro San Antonia gondeln und herumwandern. Weiter gehts über Casapueblo und Punta del Este weiter in die Surferstadt La Paloma.
    Auf dem Weg gibt es einiges zu sehen, angefangen mit der Puente de la Barra, eine Brücke die wellenförmig ist und demnach hoch und runter geht, gefolgt vom Faro Jose Ignacio und der Puente de la laguna garcon, die kreisförmig ist. Nach La Paloma kommt Cabo Polonia, ein Dorf ohne Strom und fliessend Wasser, das nur mit speziellen Transportbussen erreichbar ist. Nächster Haltepunkt Punta del Diablo, auch ein toller Bade- und Surfort und Ende der Rute wäre der Grenzort Chuy. Alternativ kann man auch stattdessen einen „Abstecher“ zur Quebrada de las Cuevas zu machen ein Nationalpark mit Schlucht, für die die Berge jetzt schon vermissen, allerdings ist Berg schon übertrieben. Es sind ca 3h Fahrt von der Punta del Diabolo
  3. die Westroute: ist kurz erzählt, aber was für die Heimatliebenden mit Kolonialaffinität. Man fährt zunächst die Ruta 1 bis kurz vor Colonia Valdense und biegt rechts ab Richtung Nueva Helvetia und befindet sich genau dort- in der Schweiz (hier hat übrigens Kriegsverbrecher Josef Mengele seine Frau Martha geheiratet) und gelten auch heute noch die Schweizer Feiertage. Dann geht es weiter zu einer der für mich schönsten historischen Orte der Welt, Colonia del Sacramento. (Von hier kann man übrigens in 30 Minuten nach Buenos Aires übersetzen).
    Um Colonia findet man dann auch die Weinanbauregion Uruguay, unter anderem die Cerros de San Juan aber auch andere.
    Hier geht es jetzt weiter nördlich über die Ruta 21 über Carmelo und Mercedes weiter kurz über die 2 Richtung oder bis Fray Bentos und dann weiter über die Ruta 24 nach Paysandu-Ort des jährlichen „Bierfestes“, ein Oktoberfest-Abklatsch, ganz witzig und nett gemacht. Dann weiter über die Ruta 3 bis zu den Termas del Dayman, wie der Name schon sagt Thermalbäder.
    Dann kann man noch weiter nördlich, aber da war ich noch nie und kann dazu nichts sagen.

So oder so, meine Empfehlung ist es, sich eher treiben zu lassen, als einen sehr strammen Plan zu haben. Route grundsätzlich ja, aber dann eben schauen, was gefällt mir. Übernachtungsmöglichkeiten wird man immer finden. Wohnmobil habe ich noch nicht gemacht, sollte aber auch gehen. Allerding camping Plätze als solche sind mir nicht bekannt, weiss ich nicht ob es sowas gibt.

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Ich bin so frei und übernehme die photographische Untermalung von @kallewirsch Bericht. Ich erlaube mir aber zunächst von seiner Erzählung abzuweichen und fange beim putzigsten und lässigsten Flughafen der westlichen Welt: MVD

von Europa kommt man dahin (soweit ich weiß) nur über Madrid mit direkter Verbindung an. Der Direktflug von FRA nach MVD von Latam gibt es nicht mehr.

sehr vernachlässigt bei der Beschreibung von @kallewirsch daher nur zwei Bilder von den zahlreichen Kilometerlangen Stadtstränden
Playa Bueco


und Sonnenuntergang bi Playa Ramirez

Östlicher Strand von Ponte del Este


und westlicher Strand

Fortaleza de Santa Teresa nah der brasilianischen Grenze


paradiesisch sind die Strände in Uruguay nicht, vor allem aufgrund der Sedimentenreichen Rio de la plata. Es sieht bei entsprechender Strömung wie eine braune Sauce aus

östliche Ecke (ruhig)

westlicher Surferstrand

So’ne Brücke macht für mich wenig Sinn

Grüße
E.

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Danke dir @Emmanuel sehr schöne Bilder! Gerade für mich eine super Ergänzung, da Fotos mein Kryptonit sind .
Du hast natürlich auch recht, Montevideo bietet alleine viel zu sehen, ich wollte aber den Beitrag auch so kurz wie möglich halten, was vielleicht schon so nicht besonders gelungen ist, der Text ist viel länger geraten als gedacht.
Meine Idee war ein bisschen, ein paar Orte rauszuhauen damit man danach ein bisschen schauen kann im Internet und das eben auf die drei Routen aufgeteilt.
So hat man vielleicht ein paar Anhaltspunkte wonach man schauen kann.

Kleiner Edit: eigentlich das Beste am Land sind die Menschen. Man sollte aber spanisch können, gerade wenn man sich nicht in Montevideo oder Punta del Este aufhält.

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Zum Thema Menschen: kürzlich gab es ein Interview mit José Mujica in der NY Times der mich nicht nur persönlich sehr beeindruckt hat, sondern der für mich auch viel des typischen Uruguayers verkörpert, daher finde ich den Artikel sehr lesenswert:

https://www.nytimes.com/2024/08/23/world/americas/pepe-mujica-uruguay-president.html?smid=url-share
Erfordert aber Registrierung und ggf. Paywall.

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Ich danke Euch sehr für Bericht und Fotos. Urugay ist schon länger auf meiner Wunschliste… hat auch wirklich gar nichts mit dem uralten Simpsons-Gag zu tun, als Homer das Land auf der Weltkarte entdeckt… :wink:

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Nö, aber immerhin hat Homer noch Seattle entdeckt. Das hat ihm doch noch beruhigt :stuck_out_tongue_winking_eye:

PS: Es war eine Weltkugel

danke für Report, macht Appetit auch wenn Deppen wie ich jedes Gericht per Duckduck erkunden müßen. Asado lockt aber in der Tat, ist lange auf meiner Bucketlist dank tollem Bericht in Beef (kaum jemand kann Essen besser in Szenesetzen als die…), evtl schaffe ich das ja mal.

in dem Zusammenhang etwas am Rande: einer meiner Besucher wurde in Montev zum Dinner eingeladen. Rippen vom Feinsten. „super, nun bin ich satt“ irritierter Blick seines Gastgebers „das war die Vorspeise“ und dann kam 1 kg bestes Steak. war so gut das er den Kampf trotz satt aufnahm - mit Erfolg

happy landings

Ich bin auf der Suche nach einer Restaurantempfehlung für Montevideo… ich habe nur 1 einzige Nacht. Wo gehen wir am besten Fleisch essen ???

Mercado del Puerto Montevideo
Da gibt es für jeden was.
Allerdings kenne ich die Öffnungszeiten nicht, da wir mittags dort essen gehen.

9-18 Uhr. Sprich zum Abendessen geht es nicht.
Was verstehst du denn unter Fleisch und was für eine Art Lokal suchst du.
Was darf ein Essen kosten und wo hälst du dich auf.
Da ich davon ausgehe, dass du mit Fleisch klassisches vom Grill meinst, also Parilla a la Lena
empfehle ich:

  • Ciudad Vieja: Locos de Asar , San Jose zw. Rio Negro und Paraguay
  • Punta Carretas: La Parrilla de Williman, Williman und Ros
  • Pocitos: Parrillada Trouville, Chucarro zw. Av. Brasil und Marti

Wenn du was in anderen Stadtteilen suchst, oder andere Art von Lokal, gerne melden

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Vielen Dank für die Tipps :slight_smile: Ja wir sind in der Nähe wo die Fähre anlegt, haben 1,5 Tage und fliegen am nächsten Tag weiter. Werde mir Locos de Asar und San Jose mal anschauen - es geht natürlich nur um gutes Fleisch :wink:
Da wir zur Karnevalszeit da sind: hat das dort schon mal jemand mit gemacht ? Habe mal einen Beitrag gelesen dass das dort auch lohnenswert sein soll. Gibts es andere Ideen für den Abend ?
Zum Flughafen dann ein Uber ?

das hast du etwas missinterpretiert. Der Laden heisst „Locos de Azar“ und befindet sich in der Straße San Jose zwischen den Straßen Rio Negro und Paraguay. In Uruguay werden Hausnummern in der Regel nicht benutzt, sondern man spricht von sogenannten „Quadras“ also quasi einem „Block“. Daher wird ein Haus immer so angegeben: Straße an der es liegt und die Querstraßen zwischen denen es liegt.

Karneval in Uruguay besteht eigentlich aus zwei Dingen: Politisches Kabarett, eher zu vernachlässigen, wenn man die Umstände und Personen nicht kennt und Candombe. Das ist das Spielen von Musik auf großen Trommeln. Die Leute ziehen damit durch die Straßen in Gruppen und trommeln.
Ist eigentlich relativ unspektakulär im Vergleich dazu wenn man Karneval ala Rheinland oder Rio erwartet.

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Diese Karnevalssänger erinnern wirklich an die Gonsbachlerchen und ein Teil des örtlichen Karnevals soll seinen Ursprung im Rheinland haben. Beim Candombe widerspreche ich, einige Combos sind fixer und variantenreicher als die brasilianischen Gruppen unterwegs. Hot!

Neben den schon genannten Orten, war Parque del Plata
mein Highlight: ein makelloser Strand, an dem man richtig baden kann, weitgehend leer ( Ende
November) , ein wunderbarer Wochenmarkt, eine Konditorei/Bäckerei auf höchstem Niveau, die örtliche Candombegruppe probt auf der Straße und es gibt keine deutschen Touristen oder Irrlichter („Kann ich hier als Heilpraktiker/Yogalehrerin arbeiten? Gibt es hier Schulpflicht?“)
Auch Punta del Diablo mit seinen vier Stränden hatte in der Nebensaison seine Reize.
Die Fischer landen mitten am Strand an, der Fisch wird direkt verkauft und verarbeitet.
Ab Dezember ist es wohl an der gesamten Küste rappelvoll.

Das Fleisch ist wirklich von guter Qualität, aber ich werde mit diesen Bergen davon nicht warm und die Beilagen fand ich recht einfallslos. Schade.

Genau, neben den Uruguayern verbringen auch sehr viele Argentinier und Brasilianer ihre „semana santa“ an der Küste.
Wer es sich erlauben kann, der kommt schon etwas früher und bleibt etwas länger.
Von Weihnachten bis über Silvester jedoch ist es dort am vollsten

Istanbul? am vollsten?

Auto Korrektur… habs korrigiert. Danke!

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Semana Santa ist Ostern und nicht Weihnachten!

Sorry, natürlich, Hirnaussetzer!
„Dia de la Familia“ wäre richtig gewesen. In Uruguay gibt es quasi keine (mehr) Bezeichnung für Weihnachten als solche. Wurde abgeschafft 2021 glaube ich sogar offiziell und der 24. ist eben jetzt der „Dia de la familia“ habe dann die Begriffe durcheinandergewirbelt, war wohl noch zu früh für mich.
Bei uns wird zwar durchaus noch der Begriff „Nochebuena“ verwendet, aber Weihnachten in Uruguay ist auch nicht so wie in Deutschland.

Für die die es interessiert hier mal ein kleiner Diskurs zum Thema Weihnachten in Uruguay:
Gemeinsamkeiten sind nämlich eher der Konsum-Wahn und das Dekorieren mit allerhand verrücktem Kitsch, Coca Colas Marketing sei hier gedankt.
Was es eher gar nicht gibt ist das was hierzulande allgemein als „Besinnlichkeit“ bekannt ist.
Im Gegenteil Weihnachten in Uruguay ist eigentlich eher eine laute und krachende Party mit Feuerwerk usw.
Macht auch Sinn, da es recht lange hell ist und 30 Grad heiss.
Vor allem in Montevideo geht es ab dem Mittag los mit schwerem Betrinken schon auf der Arbeit, dazu werden unnütze Schreiben und Kalender als Konfetti aus den Bürofenstern geworfen- wobei ich nicht weiss, ob man das heute noch so macht, vor 10-15 Jahren war es noch so.
Ausserdem gibt es Wasserschlachten. Manche laufen aber auch mit einem Wassereimer um ihr Haus und schütten das Wasser hinter sich aus, um schlechtes von sich zu vertreiben.
Dann gibt es meist ein fettes Asado oder auch ein ganzes Lamm.
Um Mitterancht gibt es dann ein rieseges Feuerwerk überall und danach die Geschenke.

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Genau, und die Knallerei schon tagelang vor dem Heiligabend muss man erst einmal gewöhnt sein.
Von wegen Stille Nacht.

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