Bin heute mit 1 Tag / 24h Verspätung aus dem Urlaub zurückgekommen und wollte mal fragen, welche Chancen ich habe, Geld zurück zu bekommen bzw. was ich jetzt wie machen sollte und was ggf. nicht.
Meine Freundin ist Lehrerin, wir sind also auf die teuren Ferien angewiesen und haben Ende Februar direkt bei AirCanada Business Class nach Las Vegas gebucht - ich bin alle sinnvoll möglichen Kombinationen von Abflug- und Zielort und Zeiten durchgegangen und sind dann bei diesem Angebot gelandet, welches zwar nicht das allergünstigste war, aber von den Zeiten her und dem Abflugort am besten gepasst hat und preislich nicht jenseits von Gut und Böse war:
3.6.
MUC - YYZ, 15:45 - 18:30, LH
YYZ - LAS, 20:30 - 22:19, AC
18.6
LAS - LAX, 06:25 - 07:40, UA
LAX - YYZ, 11:35 - 19:10, AC
YYZ - MUC, 20:20 - 10:10, LH
Dann kamen die ersten kleinen Problemchen, die mir alle egal gewesen wären, aber am Schluss stellte sich das als meine bislang schlechteste und gleichzeitig teuerste Buchung heraus.
Ende April kam eine Mail, dass sich irgendwas an der Buchung geändert hätte, ich konnte aber keine Änderung sehen oder so war so minimal, dass sie sowieso irrelevant war.
Anfang Mai kam dann „ACTION REQUIRED: Your Air Canada flight has changed“, 2 Flüge hatten sich um 3 Minuten verschoben - mir unklar, seit wann Flüge pünktlich sind wie Züge in Japan, aber mir natürlich auch egal. Eine weitere Woche später kam die Mail erneut, und nachdem es unter dem „Confirm flight or make a change“-Link nichts gab, wo ich irgendwas hätte bestätigen können, habe ich halt bei der AirCanada-Hotline angerufen. Die Dame meinte, das Problem sei bekannt und sie würde das manuell korrigieren, was irgendwie auch schon länger gedauert hat als ich das vermutet hätte. Irgendwas schien im System nicht so zu laufen wie es sollte, was sie mir auch mitteilte. Ferner wies sie mich drauf hin, dass wir ein „ETA“ bräuchten und die „ArriveCAN“ App, was mich zwar verwunderte, weil wir nie vor hatten, in Kanada einzureisen, aber sicherheitshalber habe ich halt beides beantragt bzw. installiert und ausgefüllt, die paar CAD für das ETA waren auch noch verschmerzbar.
Die Reise ging also los, wir waren am 3.6. pünktlich in MUC. Unsere LH-Maschine war mehr oder weniger die einzige, die eine Verspätung hatte - 16:20 Uhr statt 15:45 wurde angezeigt. An sich auch nicht der Rede wert, wir hofften halt, den Anschluss zu bekommen. Im Nachhinein ist auch klar, warum nur dieser Flieger Verspätung hatte: er kam aus Toronto.
Auf jeden Fall flogen wir nach Toronto, LH-Service in der Business wie üblich scheiße, aber auch egal, wir wollten nur das Bett, und landeten ziemlich pünktlich. Zu unserer positiven Überraschung durften wir in Toronto Preclearance machen und freuten uns über den Zeitgewinn, weil das in den USA auch mal 3 oder 4h dauern kann. Das Boarding für Anschluss nach LAS sollte um 19:50 Uhr sein und die Lounge machte ohnehin um 8 zu. Trotzdem standen wir bis 20:30 Uhr am Gate, was auch noch kein Beinbruch gewesen wäre. Dann saßen wir allerdings 2h im Flieger noch am Gate stehend und es kamen immer mal wieder Durchsagen, dass man noch auf irgendwelches Essen o.ä. warten würde und es gleich los ginge - im Nachhinein sah ich, dass 6 Mails bzgl. einer weiteren Verzögerung kamen. War halt super nervig, weil es in dem Flieger kein Lie-Flat war und jeder dachte sich wohl, dass doch auf das Essen geschissen wäre, wenn es nur einfach endlich mal los ginge. Um Mitternacht landeten wir dann entsprechend übermüdet in Vegas um dann zusammen mit 2 anderen Pärchen, die ebenfalls Business geflogen waren und einen Umstieg in Toronto hatten, als letzte am Gepäckband zu stehen. Ohne „Prio“ Gepäck. Nach Besuchen beim Lost-Bagagge-Schalter kamen dann nach einer halben Stunde noch ein paar Gepäckstücke - unsere 3 waren zum Glück dabei, zumindest bei einem der anderen Paare kam nicht alles an. Wäre bei uns „tödlich“ gewesen, weil bei unserem Roadtrip wäre uns das Gepäck wahrscheinlich ständig hinterher gereist und gerade im Death Valley ist es unschön, wenn man nur mit der Notfall-Zahnbürste, die man bei Gepäckverlust bekommt, da steht.
So weit, so gut - alles noch im Rahmen des Erträglichen. Jetzt zum Rückflug:
Freitag morgen versuche ich online einzuchecken, erst in der Lufthansa-App, dann bei United, dann bei AirCanada - überall ein Fehler oder werde an den Schalter verwiesen.
Samstag morgen um 4 stehen wir am United-Checkin in Las Vegas, ami-typisch besteht auch dort der Prio-Schalter aus Kiosken. Ich sage der Frau, die mich ans Kiosk schickt, gleich, dass es nicht gehen wird, aber ich muss es ihr natürlich erst noch beweisen. Die Frau am Schalter tippt minutenlang rum und meint dann, dass die Reihenfolge der Flüge nicht passen würde und jedes mal wieder falsch wäre, wenn sie den Fehler korrigieren und speichern würde. Irgendwann verschwindet sie für etwa 10 Minuten, kommt dann wieder und meint, sie müsse uns „manuell“ einchecken, was auch immer das heißen mag. Auf jeden Fall haben wir nach einer halben Stunde endlich 6 Bordkarten - gut, dass wir früh da waren. Wir stehen noch etwas beim Security-Check an und machen uns auf zur Club-United-Lounge. Dort werden wir abgewiesen - „Domestic First“ hat bei Star Alliance keinen Zutritt mehr… Naja, auch egal, haben ja beim Check-in genug Zeit verbraten, die dreiviertel Stunde bekommen wir auch so noch rum - dürfen ja gleich für 4 Stunden in die tolle „Maple Leaf Lounge“ in LAX und dort frühstücken. Davor kommt aber erst mal eine Mail, dass der Weiterflug nach YYZ 40 Minuten später stattfindet und 31 Minuten später landet. Im Nachhinein frage ich mich, warum es diese Lounge überhaupt gibt - AirCanada würde seinen Premium-Kunden etwas Gutes tun, wenn sie diese stattdessen aufs Vorfeld setzen würden, da ist es wenigstens warm und das Personal vermutlich freundlicher: die Klimaanlage ist auf 18 Grad eingestellt, alle (die welche dabei haben) sitzen in Jacken da. Einen Bevollmächtigten zu finden ist gar nicht so leicht, und dieser kann dann wohl auch nur von 65 auf 68°F erhöhen, alles andere sei unmöglich. Das „Frühstück“ besteht aus der Wahl zwischen einem Muffin, einem Keks mit Zucker und Keksen mit Schokoladenstücken. Gerne auch noch ein Tütchen gesalzene Chips dazu. Cappuccino geht leider nicht, Maschine kaputt. Auf dem Monitor, der nur die ca. 10 Air Canada Flüge des Tages anzeigt, wird es immer gelber und roter. Je näher wir dem Boarding kommen, desto mehr Benachrichtungsmails mit Verspätungen erhalte ich, selbst noch, als ich im Flieger sitze. Auf Nachfragen, ob wir denn den Anschluss erreichen, heißt es „Sicher, in Toronto hat ja alles Verspätung“. Da die letzte Mail im Flieger besagt, dass wir erst nach dem eigentlich Abflug unseres letzten Fluges nach MUC in YYZ landen, fragen wir eine Stewardess und die meint, da ginge um 23 Uhr oder so noch eine. Wir landen also ca. 20:30 Uhr in Toronto und ich bekomme eine Mail, dass die LH-Maschine nach MUC 20 Minuten Verspätung hat und bin noch guter Hoffnung, die 3 Gates weiter zu schaffen. Als wir um 21:30 Uhr immer noch im Flieger auf dem Rollfeld stehen und die LH-Maschine doch schon seit 20:45 Uhr weg ist, gebe ich diese Hoffnung auf. Außerdem habe ich während des Fluges eine Mail bekommen, dass sich unser Reiseplan geändert hätte und wir auf AC834 umgebucht worden sind. Der geht aber erst in 21 Stunden… Beim Verlassen des Fliegers steht unsere vermeintliche Rettung da - die Frau, die uns schnell zum nächsten Flieger bringt, so dass wir über London, Barcelona oder Timbuktu doch noch halbwegs pünktlich heim kommen. Man sollte als Mann halt nicht zu viel von einer Frau erwarten. Sie gab uns die 2 Tickets für den Flug am nächsten Tag. Auf die Frage, was wir jetzt 20h machen und was mit unserem Gepäck ist, verwies sie uns an einen Service-Schalter. Also machten wir uns auf die Suche nach einem geöffneten Schalter und wussten noch nicht mal, ob wir jetzt zu den Anschlussflügen oder zur Einreise sollten. Die Monitore mit den Flügen zeigten KEINEN EINZIGEN „On-time“ an. Am ersten Schalter den wir fanden wurden wir weg geschickt, sie würde jetzt zu machen und müsste davor noch 40 gestrandete Kinder versorgen. Wir fanden dann einen offenen Schalter, dort standen natürlich zahlreiche Leute denen es ähnlich ging, die meisten wurden recht pampig bzw. sarkastisch abgewiesen und es hieß, dass es keine freien Hotels mehr gäbe oder man zu einem anderen Airline-Schalter gehen müsse (jemand vor uns z.B hatte über United den Air Canada Flug gebucht). Auch zu uns hieß es zunächst, dass es „in ganz Ontario“ kein freies Bett mehr gäbe. Ich sagte ihr dann, dass ich nicht mehrere 1000 CAD bezahlt hätte, um Lie-Flat auf dem Terminalboden zu bekommen. Die Frage, warum wir nicht auf einen der beiden Frankfurt-Flüge, die wir dank Verspätung locker erreicht hätten, umgebucht wurden, konnte man mir nicht beantworten und mittlerweile wäre es auch dafür schon zu spät gewesen. Schlussendlich bekamen wir dann doch noch ein Zimmer in einem Airport-Hotel, Gutscheine für Hin- und Rückfahrt dort hin sowie 60 CAD Essensgutscheine am Flughafen. An diesem Abend war es eh schon zu spät um noch was zum Essen zu bekommen nächsten Tag stellten wir wenig überraschend fest, dass man mit 30 CAD pro Nase auf jeden Fall nicht weit kommt. Wir konnten in die Lounge, aber was ein Eco-Passagier, der dazu noch die Nacht im Terminal verbringen darf, damit anfangen soll, ist mir schleierhaft. Ebenfalls wenig überraschend war die Mail am Sonntag morgen, als wir theoretisch schon zu Hause gewesen wären, dass unser Ersatzflug mal wieder 20 Minuten Verspätung hätte. Wir blieben bis 12 im Hotel und anschließend noch 5h in der Lounge, in die Stadt zu fahren war mangels passender Klamotten nicht möglich (es hatte ca. 15°C und Wind statt 40 wie in Vegas), Koffer hatten ja nicht. Das während des Boardings schon die nächste Verspätungsmail eintrudelte, löste bei niemandem mehr Verwunderung aus. Fast schon positive Emotionen bis hin zu Dopamin lösten dann 2 Koffer mit Prio-Schleifchen aus, die heute morgen ziemlich zügig am Gepäckband ankamen. Das 3. Gepäckstück war aber auch noch nicht in Sicht, als das Band nach 30 Minuten stehen blieb. Stehen blieben auch wir, und noch noch ein paar Opfer, deren Gepäck im Hades von Toronto Pearson wohl entweder Passierschein A38 suchte oder vergessen hatte, noch rechtzeitig die ArriveCAN-App aus dem Samsonite-Store zu ziehen. Nachdem wir der Dame am Lost-Baggage-Schalter erst mal erklären durften, warum wir irgendeinen seltsamen Check-In gemacht hatten und wie wir denn jetzt nach München gekommen waren, fand sie doch tatsächlich eine Spur unseres fehlenden 3. Aufgabegepäckstücks: im Gegensatz zu uns durfte dieser Frankfurt fliegen. Wann und mit welcher Maschine, wird er uns hoffentlich erzählen, sollte er denn hier einmal ankommen. Wir hingegen standen mit ziemlich genau 24h Verspätung im Parkhaus, durften 34€ fürs Überziehen zahlen waren daheim, als wir thoeretisch eigentlich schon fast Feierabend gehabt hätten. Ich kann den verlorenen Arbeitstag mit Gleitzeit und Home-Office mehr oder weniger ausbügeln, bei meiner Freundin weiß ich nicht, wie das läuft.
Wem das noch nicht genug Text war, hier noch ein paar Artikel dazu:
Der Text war übrigens natürlich immer der gleiche und nimmt die Airline theoretisch aus der Haftung, weil die Schuld bei der Security liegt:
"Please note that your flight with us has a revised time due to a security issue from an earlier flight which is causing the late arrival of the aircraft that is scheduled to operate your flight.
An example of a security issue could include additional time needed to screen a customer or baggage at security or assist with a medical issue on board the aircraft."
Im Prinzip trägt die Airline auch nur eine Teilschuld, weil sie mehr Tickets verkauft hat, als der Airport schafft. Was mich ankotzt, ist, dass absolut 0 auf den Kunden zugegangen wird, das ganze Problem absehbar bzw. bekannt war, aber kein einziger Mitarbeiter die Wahrheit sagt und man nicht vorab informiert wird, dass das Routing so wahrscheinlich nicht klappen wird und eine Alternative angeboten bekommt, z.B. einen früheren Flug von LAX, der dann halt nicht ggf. nicht Lie-Flat ist oder man wenigstens direkt den Hotelgutschein in die Hand gedrückt bekommt anstatt so zu tun als wären 22h im Flughafen das normalste der Welt.