Vor Covid war ich mit +1 abgesehen von den hiesigen Standardimpfungen relativ unbedarft in der Welt unterwegs (Afrika war und ist leider immer noch ein weißer Fleck für uns), aber seither schaue ich die Impfempfehlungen auf der Seite des Auswärtigen Amtes immer etwas genauer an.
In den letzten Jahren haben wir für eine Indienreise Typhus geimpft, und aktuell sind wir gerade an der Gelbfieberimpfung dran, schon allein aus dem Grund, weil die sehr lange hält und in manchen Konstellationen Pflicht ist.
Beim obligatorischen Beratungsgespräch bei der Tropenmedizinerin kam jetzt noch folgendes auf:
Japanische Enzephalitis (besonders SEA, 2 Dosen, Auffrischung nach 1-2 Jahren, weitere Aufrischung um 10 Jahre)
Tollwut (2 Dosen, Auffrischung nach 1 bzw. 2-5 Jahren)
Von ersterem habe ich bis dato noch nicht mal gehört (oder es einfach ausgeblendet).
Beides empfahl sie allerdings nur „zielabhängig“. Durch die nötigen 2 Dosen mit entsprechendem Abstand jedoch m.E. nix für spontane Buchungen.
Schaut so aus, als hätte ich mit diesem Arztbesuch Pandora’s Box geöffnet.
Ich bin kein Impfjunkie, aber tendiere schon eher zu better safe than sorry.
Ich dachte bis dato, ich wäre auf Reisen immer gut vorbereitet, aber eventuell hat sich die Messlatte durch dieses Gespräch auch irgendwie verschoben.
Deshalb würde mich mal interessieren: wie handhabt ihr das mit den Reiseimpfungen? Seid ihr allzeit für alles vorbereitet, macht ihr fallweise die empfohlenen Reiseimpfungen oder habt ihr nur die Standardimpfungen und gut ist?
Disclaimer: Bitte keine Beschimpfungen (das Thema Impfung ist seit Covid ja sehr polarisierend), das soll auch nicht wertend auf den einzelnen sein. Mich würde nur einfach interessieren, wie das andere in ähnlichen Situationen so handhaben. Und hier gibt’s ja durchaus einige, die viel in teilweise exotischen Regionen, mitunter auch relativ spontan, unterwegs sind.
Ich hatte in DDR Zeiten einen Freund, der an Tollwut gestorben ist. Da waren wir 10. Das war nicht so toll. Zumal unbehandelt Tollwut immer zum Tode führt. Schon alleine in Asien und Afrika, wo Du immer wilde Hunde und Katzen rumlaufen hast. Auch zutrauliche Hunde können mal fix beißen. Die Gefahr ist mir einfach zu hoch. Daher haben wir Tollwut.
Japanische Enzephalitis ist auch böse, die Fallzahlen sind jedoch sehr gering. Hier haben wir uns bewusst dagegen entschieden.
Und neuerdings empfehlen die Tropenärzte auch Dengue - wobei die Impfung erst seit 2 Jahren existiert und noch immer in der Erprobungsphase steckt. Daher haben wir auch darauf verzichtet, zumal Dengue gut behandelt werden kann und außer extremen Schmerzen auch meist nicht zum Tode führt (wenn es behandelt wird)
Bei diesen Beratungen wird stets nach dem Prinzip „better safe than sorry“ verfahren und wenn es sich nicht um eine staatliche Stelle handelt, sondern um eine Einrichtung, die mit Reisemedizin Geld verdienen möchte, wäre ich da vorsichtig.
Grundsätzlich sollte man alle Impfungen, die in Deutschland empfohlen sind und von den Krankenkassen bezahlt werden auf Stand haben.
Darüber hinaus gibt es Impfungen, die auf mangelnde hygienische Verhältnisse am Zielort zielen, wie Typhus, Hepatitis oder so etwas.
Diese sind aber eigentlich nur empfehlenswert, wenn man in einfachen Verhältnissen reisen möchte (Camping, Rucksack, einfache Hostels).
Wer hauptsächlich mit Flugzeug reist und in Mittelklasse Hotels aufwärts absteigt, braucht so etwas nicht.
Gelbfieber ist ein anderes Thema, weil es teilweise Vorschrift ist (bspw. für Reisen nach/über Cayenne, welche sich teilweise für Routings in die französische Karibik anbieten).
Ansonsten vielleicht noch zu nennen wäre Malaria-Prophylaxe, wenn man zu bestimmten Zeiten in entsprechende Risikogebiete reist.
Alles darüber hinaus ist in meinen Augen unnötig.
Ist aber ein Thema über das sich trefflich diskutieren lässt.
Gibt ja auch Leute, die viel mehr Versicherungen abschließen als andere und ob man die dann wirklich alle braucht ist Geschmacksache oder den individuellen Umständen geschuldet.
Ich würde bei Deinem ursprünglichen Plan bleiben und Pandora‘s Box wieder zu machen.
Edit: Stimme @sonni369 zu bezüglich Tollwut. Das würde ich auch nicht von vorneherein ablehnen.
Tollwut Impfung ist relativ teuer und man sollte wissen, dass man selbst nach einer potenziellen Infektion noch mehrmals geimpft werden muss. Die Schutzimpfung davor bewirkt nur, dass man bis zur ersten Impfung nach Infektion mehr Zeit hat. Das ist besonders wichtig wenn man in ländlichen Gegenden Unterwegs ist wo nicht sofort ein Arzt und Impfstoff zur Verfügung steht. Oder wenn Impfstoffmangel herrscht (angeblich in Bali?).
Wenn man hauptsächlich in Städten und touristisch gut erschlossenen Gebieten Unterwegs ist sollte man zumindest Hepatitis A+B geimpft sein. Zielabhängig noch Typhus bzw. Gelbfieber.
Also meine letzte Impfung war glaub ich mit 17 (Corona ausgenommen) und bin bereits allerhand durch die Welt gereist. Bisher habe ich mir nur die Gelbfieberimpfung auf die Fahne geschrieben, sobald es tiefer nach Afrika geht. Ansonsten meide ich auch Gebiete, wo was aktuell ausgebrochen scheint. Ich folge da auch der Devise von Mike „Grundsätzlich sollte man alle Impfungen, die in Deutschland empfohlen sind und von den Krankenkassen bezahlt werden auf Stand haben.“ Finde das ist in ein guter Leitfaden und wir in Deutschland sind wie man sieht gesundheitlich von wohl auf.
Als Kind bin ich in verschiedenen Ländern aufgewachsen, u.a. in Afrika. Ich wurde u.a. gegen alles mögliche geimpft auch gegen Tollwut. (vielleicht erklärt das so manches )
Außerdem habe ich während des Studiums mich vom Mensa-Essen Jahrelang und täglich ernährt. Der war so schlecht, dass man automatisch gegen die 20 tödlichsten Krankheiten der Welt immun wurde.
Im Ernst. Ich habe, was das betrifft, eine echte fatalistische Einstellung. I don’t give a damn und wenn der liebe Gott, mir den Tod bringen will, so be it. Daher mache ich mir keinen großen Kopp darüber, es sei, es ist Pflicht und ich komme nicht drumherum, wie mit dem Gelbfieber. Ich war auch beim Beratungsgespräch beim Tropenmediziner: Der hatte mir auch eine lange Latte and Impfungen empfohlen. Geschwätz kam in das eine Ohr rein und aus dem anderen Ohr raus. So handhabe ich das. Ich betone: ich habe keinerlei ideologischen Vorbehalte gegenüber Impfen. I just don’t care. Diese ignorante Einstellung empfehle ich aber niemandem.
Ich hoffe du kommst zu der Entscheidung, die dich befriedigt.
Ja so ist das halt.
Aus meiner Zeit in Hamburg, habe ich drei Stufen der Reisemedizin kennengelernt:
Staatliches Impfinstitut: berät sachlich, schwatzt einem nix auf. Da kann man wegen einer Impfung hingehen und kommt auch mit einer wieder raus
BNI: ist teurer und sieht schon mehr Pferde vor der Apotheke. Man muss vorsichtig sein mit deren Empfehlungen. Man geht wegen einer Impfung hin und fühlt sich schlecht, wenn man nicht mindestens 1-2 weitere nimmt…
Niedergelassene Tropen/Reisemediziner: Bei jedem Schuss klingelt die Kasse und dort gibt’s garantiert die lange Latte wie von @Emmanuel beschrieben
Es ist wie du selber sagst ein polarisierendes Thema.
Die einen verteufeln es eben und die anderen vertrauen drauf.
Am Ende des Tages ist es kein Spaß irgendwo in der Welt schwer zu erkranken.
Gegen Krankheiten die zwangsläufig eher tödlich enden wie die hier beschriebene Tollwut, sollte man sich impfen.
Alles andere was einen 10 Tage ins Krankenhaus bringt muss man das Risiko selbst abschätzen.
Ich habe mich bisher für folgende Impfungen entschieden:
Hepatitis A+B
Tollwut
Meningokokken
Dengue-Fieber
Japanische Enzephalitis
Typhus und die Standardimpfungen (Tetanuis, Dipghterie, Masern, Keuchhusten usw. ist so ein cocktail)
Viele musste man selber zahlen, aber hielt sich alles in Grenzen.
Nebenwirkungen keine bisher.
Allerdings geht es mir wie @Emmanuel - manch einer hat diverse Verrücktheiten festgestellt- Zusammenhang mit etwaigen Impfstoffen konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden
Ich war im Dezember im spanischen Pendant zum Tropeninstitut. Dabei habe ich etwas mit den Tropenmediziner geplaudert und habe erfahren, dass es seit 2023 eine Impfung gegen Dengue Fieber gibt. 2 Impfungen und man ist mehrere Jahre geschützt.
Siehe oben Post 2
Allerdings ist diese noch in der Langzeit Erprobung und die Wirksamkeit ist noch „unsicher“. Selbst das RKI empfiehlt es nur Menschen, die schonmal eine Dengue-Erkrankung hatten.
Na ja, vor der Zulassung gibt es ja auch noch die drei Studien-Phasen. Ohne ein Nachweis über Verträglich- und Wirksamkeit gibt in der EU keine Zulassung. Und es gibt ja auch keine Alternativen. Entweder es schützt oder halt nicht. Auch wenn
es jetzt nicht tödlich ist, der Urlaub ist vorbei. Mit Dengue springt niemand mehr fröhlich frei in der Gegend rum. Zumindest die Spanier hätten jetzt keine Probleme gehabt, mir die Spritzen zu verabreichen. Ich hätts gemacht, wenn ich ein Risikogebiet gereist wäre.
Das hängt ja auch viel vom Reisestil ab. Wenn du abenteuerlich im Amazon etc. unterwegs bist, macht Tollwut definitiv Sinn. Es wird ja eher durch Nagetiere übertragen als wie viele denken durch Strassenhunde.
Und so nen Biss hast du recht schnell. Da gehst du nur ins Bett und irgendwas Kleines hatte es sich da gemütlich macht und schon hast Du den Biss. Und bis zur nächsten Behandlung ist es halt weit….
FSME ist auch nicht zu unterschätzen. Hatte in Kenia meinen ersten Zeckenbiss auf Safari und ich war da den ganzen Tag im offenen Auto - also keine Walking Safari.
Wenn du privat versichert bist, zahlt es in der Regel die PKV. Auch viele gesetzlichen haben es als Zusatzleistung im Angebot.
Klar mit Dengue springt keiner mehr fröhlich rum, heißt ja nicht umsonst die Knochenbrecherkrankheit.
Dennoch gibt es nach der Zulassung und den vorhergegangenen Phasen noch die 5 Jahresphase der Erprobung auf Nebenwirkungen, Wirksamkeit etc. und dann wird das Serum in fast allen Fällen nochmal angepasst. Und bis dahin empfiehlt das RKI und auch die Ärzte vom deutschen Tropeninstitut das ganze nicht uneingeschränkt.
Normalerweise wird Dengue nur angeraten wenn Du bereits eine gesicherte Infektion hinter Dir hast. Sind 2 Impfungen im Abstand von ich meine 3 Monaten. Leider scheitert es genau daran bei mir. Bin nie 3 Monate in D und hier in den Phils gibts die Impfung nicht. Tollwut eine must have Impfung wenn man in SOA oder Afrika unterwegs ist. Hepatitis halte ich für wichtig. Aber wie schon einige vor mir sagten, jeder sollte es mit sich selbst ausmachen was er seinem Körper an Impfungen zumuten möchte.
Ich habe mich gegen Dengue impfen lassen aus folgendem Grund:
Die erste Infektion verläuft meist glimpflich und man kann sie leider nur ein paar Tage nachweisen, und wer weiß schon, ob er Dengue gehabt hat und geht dann zum Arzt.
Der Nachweis ist insofern wichtig, weil man dann weiß, welches Denguevirus einen erwischt hat, es gibt nämlich drei Varianten. Und jetzt kommt das Problem: Sofern man schon eine Ansteckung mit einer Variante gehabt hat und dann nochmals eine Ansteckung mit einer anderen Varainte hat, kann das tödlich oder zumindest sehr unangenehm enden. Daher sind die zwei Impfungen ratsam: Du bist gegen alle Varianten geschützt, egal, ob Du Dich schon mal infiziert hast oder nicht.
Soweit ich weiß, ist es relativ unwahrscheinlich, eine Dengue Infektion durchzumachen, ohne etwas davon mitzubekommen. Unabhängig von der Variante und wie flüchtig es sein mag, diese nachzuweisen, ist erst die zweite Dengue Infektion problematisch.
Und da bei jeder Impfung Nutzen gegen Risiko abgewogen werden sollte, wird die jetzt zur Verfügung stehende Dengue Impfung offiziell nur einem bestimmten Personenkreis empfohlen, z.B. denjenigen, die schon einmal Dengue hatten.
Deine Ausführungen, dass laut Aussage Deines Tropenmediziners die Impfung für jeden (der in entsprechende Länder reist) empfohlen sein soll, unterstreicht meine Aussage von weiter oben:
Habe nur die Standardimpfungen wie Tetanus und Co. Ansonsten hab ich sich seit dem Covid Booster mit Epilepsie in der Folge und 1 Jahr Ungewissheit und Ärztetouren durch halb Süddeutschland was ich habe (ging bis zum Gehirntumor und anderen schrecklichen Verdachtsfällen) erstmal keine Lust für mehr.
Dazu steht weder Asien und Afrika auf der Reiseliste und daran wird sich wohl auch nichts ändern.