[Erfahrungsbericht] Caledonian Sleeper von London nach Edinburgh in der Club Class

Hallo zusammen,

in diesem Beitrag möchte ich über meine Erfahrungen mit dem Caledonian Sleeper berichten, welcher schon lange auf meiner Bucketlist stand.

Facts

Datum: 09.06.2024
Buchungsklasse: Club Twin
Buchungskanal: Direkt auf sleeper.scot
Preis: £310.00 für 2 Personen
Startbahnhof: London Euston
Zielbahnhof: Edinburgh Waverley

London Euston

Meine Reise begann am Bahnhof von London Euston. Da wir noch reichlich Zeit vor der Abfahrt hatten, schauten wir uns noch kurz die Gegend an. Nach einem kurzen Ausflug zu Hausbooten, die British Library und zu den Muggles in St. Pancras gabs noch einen einen kleinen Absacker im neueröffneten Wetherspoons The Captain Flinders gegenüber des Bahnhofs.



Caledonian Sleeper Lounge

Nach der kurzen Erkundungstour ging es dann auch schon in Richtung der Caledonian Sleeper Lounge, welches etwas abseits an einem der Bahnsteige lag. In der Lounge (Zutritt gibt es für Kunden mit Club Ticket und Double Ticket) gab es Softdrinks (insbesondere Irn Bru) und Snacks (Chips, Shortbreadfingers) for free sowie alkoholische Getränke und Appetizer (Käseplatten und Sandwiches) zum Kauf. In der Lounge lohnt es sich rechtzeitig da zu sein, da die Snacks nicht mehr aufgefüllt wurden, nachdem diese leer waren. Mit der Zeit wurde die Lounge auch ziemlich voll, wodurch es ziemlich gedrängt wurde.



Caledonian Sleeper Club Room

Die Club Rooms gibt es in zwei Ausprägungen mit Stockbett oder als Doppelbett. Da ich mit meinem Bruder unterwegs war, buchten wir das Stockbett. Beiden Club Rooms gemeinsam ist, dass diese über ein Ensuite Bathroom mit Toilette und Dusche verfügen. Im Schlafgemach selbst befindet sich auch noch ein Waschbecken.




Gut gefallen an der Kabine hat uns die Aufmachung im Tartan look, das sehr gemütliche Bett samt Bettzeug und die Vielzahl an Lademöglichkeiten für Smartphone und sonstige digitale Tamagotchis. Etwas knapp bemessen hingegen war der Stauraum für Koffer und sonstiges Gepäck. Die größte Lagermöglichkeit befindet sich unterhalb des Stockbetts. Da diese allerdings durch eine vertikale Strebe geteilt wird, ist es nur schwer möglich einen etwas größeren Koffer unterzubringen. Zwei Handgepäckkoffer sollten hingegen problemlos Platz finden.

Der Schlafcomfort entlang der Reise war sehr gut. Als jemand, der in Nachtzügen generell nur sehr schlecht schlafen kann, war ich überrascht dass ich am nächsten Morgen ziemlich erholt in Edinburgh ankam. Meines Erachtens lag dies an der sehr guten Matratze und guten Zustand der Gleise auf der Strecke.

Frühstück

Im Reisepreis inkludiert ist auch ein Frühstück. Es gibt verschiedene Optionen, welche man auswählen und kann und am Abend nach außen an die Türklinke hängt. Das Frühstück kommt dann kurz vor Ankunft in einer Papiertüte serviert.



Statt im Zimmer zu frühstücken, könnte man auch im Speisewagen essen. Dieser sieht wie folgt aus und bietet sowohl einzelne Sitzmöglichkeiten wie auch Tische für größere Gruppen.


Eine Verspätung, technische Defekte und zeitnahe Erstattung

Ein kleiner Wermutstropfen war, dass es an unserem Reisetag zu einem Oberleitungsschaden auf der Strecke kam, wodurch der Zug nur in einem Notstrombetrieb fuhr. Dies führte dazu, dass Toiletten teilweise überhaupt nicht und die Dusche in meinem Zimmer nur sehr spärlich funktionierte. In einem zweiten Club Zimmer, welches wir für einen Freund gebucht hatten, funktionierte hingegen alles einwandfrei. Der Oberleitungsschaden führte auch dazu, dass der Zug eine andere Strecke nehmen musste, wodurch wir mit fast 3h Verspätung in Edinburgh einliefen. Uns störte dies nicht, da wir dadurch länger schlafen konnten und entspannt auf Erkundungstour in Edinburgh gehen konnten. Gemäß Fahrgastrechten (Delay Repay Scheme) erhielten wir 100% des Reisepreises auf die Kreditkarte zurück erstattet.

Entschleunigtes Reisen

Mit das schönste an einer Zugreise ist m. E. das entschleunigte Reisen und das beobachten der vorbeiziehenden Landschaften. Anbei noch ein Bild aus Newcastle und Umgebung, welche ich kurz nach dem aufwachen aufgenommen hatte.


Fazit

Insgesamt war es trotz der technischen Probleme ein schönes Erlebnis und eine spannende Alternative zu einem regulären Linienflug. Wenn man ausreichend Zeit hat, mit kleinem Gepäck unterwegs ist und gerne Zug fährt, ist es eine klare Empfehlung. :smile:

Was haltet ihr von Nachtzügen? Kennt ihr noch weitere besondere Verbindungen innerhalb Europas?

21 „Gefällt mir“

Na super - danke für die Eindrücke. Vor allem, wenn man das für lau machen konnte. Finde ich super.

4 „Gefällt mir“

Toller Bericht, macht Lust beim Lesen und fotografisch schön dokumentiert. Preis/Leistung natürlich super :wink:

Da kommen direkt Erinnerungen an meine Nachtzugfahrt im neuen Nightjet neulich auf. Zwar geht’s in der dortigen Minicabin deutlich beengter zu, allerdings finde ich das Grundkonzept durchaus auch reizvoll (zumindest wenn man nicht zu groß/dick ist). Hardproduct war schon ok, aber organisatorisch war’s bei mir halt leider der blanke Horror.

1 „Gefällt mir“

Danke für den Link zum ÖBB Erfahrungsbericht. Das wäre in der Tat auch eine interessante Erfahrung, selbst wenn es wesentlich beengter aussieht. :slightly_smiling_face:

Danke dir für den tollen Bericht :slight_smile:

Von sowas sind wie hier in D meilenweit entfernt…obwohl wir nicht fliegen sollen.

1 „Gefällt mir“

Vielen Dank für den interessanten Bericht! Der Caledonian Sleeper steht auch bei uns auf der Bucketlist.

Was ich auch sehr empfehlen kann, ist der „Santa-Claus-Express“ von Helsinki nach Rovaniemi, den wir im letzten Winter gefahren sind. Sehr moderne Kabine mit allem was dazu gehört und vorallem für einen Wahnsinnspreis (160 EUR Hin- und zurück für 2 Personen). Und auch der läppischer Winter führt nicht zum Ausfall oder zu Verspätungen :smiley:

1 „Gefällt mir“

Danke für Deine Empfehlung. Ist direkt auf die Bucketliste gewandert!

Danke für den interessanten Bericht, diesen Zug kannte ich noch nicht. Da Zugfahren für mich meist die bessere Alternative zum Fliegen ist (und im Forum für mich gar nicht oft genug vorkommt), hier der Hinweis auf eine ganz andere Fahrt, die wir im April gemacht haben, nämlich im Zug von Toronto nach Vancouver - vier Tage und vier Nächte im „Canadian“.

Es ist der historische Zug, der in den fünfziger Jahren zum ersten Mal als exquisiter Luxuszug quer durch Kanada fuhr und heute noch mit den historischen (wenn auch schön modernisierten) Wagen zweimal wöchentlich fährt. Keine Minute langweilig, eigene „roomette“, wie das Zweier Schlafwagenabteil heisst, Dusche im Wagen, wirklich gutes Essen wie im Sternerestaurant (hat absolut nichts mit dem Essen bei Amtrak zu tun!) und als Bestes: der Domecar, von dem man eine herrliche Übersicht über den Zug und die Landschaft hat. Ist zwar schon deutlich teurer als der Flug, aber stilvoll. Wir hatten Glück und zahlten mit Vollpension und Schlafwagen zu zweit knapp 2400 Euro - das war gerade noch vor der Sommersaison. Sonst wirds meist mehr, und der Zug ist lange im Voraus ausgebucht. Tickets über die VIA Rail Homepage problemlos von hier aus gekauft.

Ein paar Impressionen anbei:






Zurück gings übrigens stilecht zunächst auch per Bahn via Seattle und Portland mit Amtrak nach Chicago:



Auch bei Amtrak gibts in den Fernzügen schöne Observation Cars, allerdings mit (sehr bequemen) Sitzen mit seitlichem Blick. Diese Strecke durch die Rocky Mountains ist fast so schön wie die Fahrt mit dem California Zephyr von San Francisco nach Chicago. Also: Fliegen ist nicht immer schöner… Auch wenn der Gabelflug nach Montreal und zurück ab Chicago viel billiger war als die Zugfahrten.

6 „Gefällt mir“

Super Bericht und interessante Idee des Reisens. Ein Bild von der Kabinenbreite (von der Eingangstür zum Fenster) wäre perfekt gewesen. Danke

1 „Gefällt mir“

Das Bett ist 180 cm lange, was auch der Kabinenbreite entspricht.

Bild habe ich leider keins davon gemacht. :frowning:

Danke für die Antwort, ich meinte „Blick von der Eingangstür zum Fenster“ (Breite) und Du hast die Tiefe verstanden. Ich bin 193 cm, insofern interessant, dass das Bett „nur“ 180 cm ist. :slightly_smiling_face:

1 „Gefällt mir“

Stimmt, mein Fehler.

Das Bett war 65cm breit, der Gang waren schätzungsweise nochmals ca 70cm (siehe unterhalb).

1 „Gefällt mir“