Normalerweise halte ich mich aus so pointierten Unterhaltungen raus. Da ich in den letzten dreissig Jahren fünfzehnmal auf den Malediven war, möchte ich jetzt aber doch einige Kommentare dazu abgeben.
Dass es auf den Malediven viele Probleme mit dem Umweltschutz gibt, die Abfallentsorgung ein riesiges Problem ist und es insbesondere politische Vorbehalte geben sollte, ist unbestritten. Meine erste selbstbezahlte Reise ging auf die Malediven, weil es bereits damals hiess, in spätestens zehn Jahren sind die Malediven unter dem Wasserspiegel und es gibt sie nicht mehr. Ich will keinesfalls die Klimaerwärmung verharmlosen. Allerdings gab es bereits damals riesige Probleme mit der Erosion. Hässliche Sandsäcke an den Stränden und Wellenbrecher aus Korallenblöcken sollten das Problem lösen. Viele Riffe sind nicht mehr so schön, wie noch vor dreissig Jahren. Besonders die Korallenbleiche nach El Ninõ hat da vieles zerstört.
Der Tourismus hat aber nicht nur schlechtes bewirkt. Auf einer Tauchsafari in ein abgelegenes Atoll haben wir kaum Grossfische gesehen. Auf meine Frage, warum das so sei, bekam ich die Antwort, dass es hier leider noch keine Touristeninseln gibt und deshalb nichts gegen die Abfischung durch grosse Fischfangflotten unternommen wird.
Auch hat sich in den letzten Jahren vieles zum positiven geändert. Kunststoff ist auf den meisten Touristeninseln fast komplett verbannt. Die Angestellten kommen jetzt häufig von den Nachbarinseln, gehen am Abend nach Hause und haben ein geregeltes Einkommen. Früher kamen praktisch alle Angestellten von Sri Lanka, haben sieben Tage die Woche gearbeitet und sahen ihre Familie einmal im Jahr für zwei bis drei Wochen.
Ökotourismus ist ebenfalls am Kommen. Im Six Senses Resort im Laamu Atoll wird ein grosser Teil der Lebensmittel selbst angepflanzt, Trinkwasser gefiltert und nicht mehr importiert. Ausserdem werden mit einem Teil des Erlöses Programme finanziert, um auf den benachbarten Einheimischen-Inseln einen ökologischeren Umgang mit der Natur zu fördern.
Velavaru kenne ich übrigens sehr gut. Vor genau zwanzig Jahren war ich das erste Mal dort. Letztes Mal vor einem Jahr und in zwei Wochen das nächste Mal. Auch ich habe nie verstanden, warum man die Wasserbungalows direkt aufs Riff gebaut hat und es würde mir nie einfallen, eine Unterkunft dort zu buchen (ist eine eigene Insel mit eigenen Restaurants). Absolut unnötig. Dort wohnt ein spezielles Klientel, welches du auf der Insel praktisch nicht siehst. Die gemütlichen Strandbungalows sind praktisch unverändert, immer noch in den Büschen versteckt, wurden aber renoviert. Den Pool hätte ich auch nicht gebaut. Allerdings hat er von der riesigen Sandzunge kaum Platz weggenommen (die Bar war früher auch schon dort). Und am Abend ist es wirklich gemütlich. Vor allem ist es immer noch eine Barfussinsel, was heute nicht mehr selbstverständlich ist. Und das Personal ist grandios!
Noch einmal, ich will die Probleme der Malediven nicht verharmlosen. Aber peter343 war scheinbar schon zweimal dort und möchte wieder gehen. Seine Frage war ja nicht, lohnt es sich auf die Malediven zu gehen. Vielleicht kommen hier doch noch einige Tipps, welche Inseln schön sind. Allerdings ist es schwer, die Frage zu beantworten, da jeder andere Ansprüche an seine Trauminsel hat. Geht es primär ums Tauchen? Wellness? Ausspannen? Sportliche Aktivitäten? Soll es zu einem bestimmten Hotelprogramm gehören?
Wir waren früher immer wieder auf Reethi Rah. Dort haben wir in einfachen „Strohhütten“ ohne Klimaanlage gewohnt. Leider wurde daraus eine Sechs-Sterne-Insel für die Superreichen gemacht. Auch zu den weiteren Inseln die wir früher besucht haben kann ich nicht mehr viel sagen, da sich in den letzten Jahren sicher einiges verändert hat (Kommandhoo, Vakarufalhi, Angaga). Velavaru (die Insel, nicht die separaten Wasserbungalows) gefällt uns wegen der schönen Lagune zum Schwimmen und weil es doch noch eine ungezwungene Atmosphäre hat. Das Six Senses Laamu hat uns absolut begeistert (ist aber nicht ganz billig). Allerdings haben wir halt immer die kleineren Inseln bevorzugt.
So oder so, wenn du auf die Malediven gehst, verschliess nicht die Augen vor den Problemen, die es dort wirklich gibt. Lass dir aber auch nicht die Freude am glassklaren Wasser und den weissen Stränden verderben. Halte dich an einige einfache Regeln (Berühre keine Korallen, verursache möglichst wenig Abfall und nimm wieder mit nach Hause, was du mitgebracht hast, auch die kaputte Luftmatratze). Dann kannst du immerhin etwas Kleines bewirken und hast eine tolle Zeit.
Ich hoffe, es fühlt sich niemand angegriffen und das alles hat jetzt nicht zu Schulmeisterlich geklungen.
