Als kleiner Vorgeschmack für alle Traveldealer die den gleichen Deal gebucht haben und zur Erbauung der übrigen Foristen (wir fanden’s naturgemäß nicht so lustig) hier ein Erlebnisbericht über unsere Reise nach Nordnorwegen mit Discover.
Bereits im Juli haben wir zugeschlagen: Eine Woche Alta über Weihnachten (19.-26.12.) mit Discover von Frankfurt samt Bahnzubringer ab München. Die ganzen Monate dann waren wir voller Vorfreude auf unser kleines Weihnachtsabenteuer im hohen Norden - und abenteuerlich sollte es letztlich auch werden.
Denn obwohl, wie bereits an anderer Stelle angeklungen, Discover die Strecke anscheinend bereits Ende Oktober ersatzlos gestrichen hatte, wurden wir erst am 19. bzw. 20. November über die Annullierung bzw. Umbuchung informiert: Umgebucht allerdings nicht nach Alta, sondern nach Tromsö!
Nun muß man kein Experte in norwegischer Geographie sein um zu erahnen, daß zwischen Tromsö und Alta hunderte Kilometer liegen, eine Umbuchung ohne entsprechenden Anschlußflug also vollkommen sinnbefreit ist.
Gut, bei Wideröe nachgeschaut und siehe da, es gab am 19. einen Flug TOS-ALF (Ankunft 17:50) mit freien Plätzen. Mit dem Wissen bewaffnet am 28. November das Servicecenter am Münchner Flughafen aufgesucht, aber die Dame wollte (oder konnte) uns nicht auf die gewünschte Verbindung umbuchen - stattdessen bot sie uns als „Alternative“ an erst um 21:30 in Alta anzukommen, allerdings bei gleicher Startzeit im München (05:35) und somit Gesamtreisedauer von ca. 16 Stunden (statt ursprünglich ca. 8 Stunden). Nicht gerade das was ich als „anderweitige Beförderung zum Endziel unter vergleichbaren Reisebedingungen“ ansehen würde. Also dankend abgelehnt um mein Glück telefonisch zu versuchen.
Die in den folgenden Tagen getätigten drei Anrufe bei der Lufthansaservicehotline lassen sich zusammenfassen mit:
- jeweils etwa eine Stunde Lebenszeit sinnlos verschwendet
- die mal mehr, mal weniger engagierten Mitarbeiter waren jeweils nicht befugt eine sinnvolle Umbuchung vorzunehmen, sondern mußten jedes Mal irgendwo (Zentrale, Ticketing, Weiß-Gott-Wo) nachfragen
- letzten Endes kamen immer die gleichen Ausreden: Nicht buchbar, kein Zugriff, ausgebucht, nicht im System, Blablabla etc…
Am 02.12. dann die Mails, daß auch der Rückflug Alta-Frankfurt annulliert worden sei. Umbuchung aber natürlich nicht ab Alta, sondern auf Discover ab Harstad (EVE)!
Ohne Worte…
Okay, auf der Lufthansawebseite kundig gemacht und - als einzige Möglichkeit am 26.12. - eine Verbindung ALF-OSL-MUC mit SK/LH gefunden (Abflug: 14:10).
Am 03.12. dann ein letztes Mal beim Servicecenter angerufen und der Dame unter Verweis auf die beschriebenen Alternativen unmißverständlich gesagt, entweder bucht sie uns auf sinnvolle Ersatzflüge um oder wir würden selbständig tätig werden und die Kosten an die Lufthansa
durchreichen. Plötzlich ging es dann auf einmal:
Hinflug einen Tag früher am 18.12. (nicht ideal, aber allemal tolerierbar) auf LH nach Tromsö und Wideröeanschlußflug mit Ankunft 17:50 in Alta.
Rückflug am 26.12. über Harstad mit Wideröezubringer um 14:30 ab Alta.
Warum nicht gleich so?
Ende gut, Alles gut möchte man meinen und eigentlich könnte die Geschichte hiermit enden, aber Deutschland 2024 wäre nicht „das beste Deutschland aller Zeiten“ wenn nicht noch Teil 2
„Das (Discover)Grauen kehrt zurück!“ folgen würde:
Am Rückreisetag 26.12. waren wir gerade damit beschäftigt unsere letzten Sachen zu packen um uns zeitnah auf den Weg zum Flughafen zu machen, als ich mehr oder minder beiläufig nochmals in meine Mails reinschaute…
„Ach Du Schreck“ - um 11 Uhr (also 3,5 Stunden vor Abflug!) mehrere Mails von Lufthansa erhalten:
-
- Mail: Flug annulliert - Oh mein Gott! Nein!
-
- Mail: Flug umgebucht - Gott sei Dank! Hurra!
Es hat dann mehrere Sekunden gedauert bis ich realisiert habe, daß die Umbuchung nicht etwa auf eine andere Verbindung am 26. erfolgt war, sondern - Achtung: Festhalten! - auf den 29., also drei Tage später! Wiederum ab Harstad und natürlich blieb die Frage wie wir von Alta nach Harstad kommen sollten abermals unbeantwortet (zumindest tauchte unser Flug ALF-EVE vom 26. im neuen Reiseplan nicht mehr auf). Tüpfelchen auf dem „i“ war, daß unsere Rückreise laut Umbuchung nicht nach München, sondern nach Stuttgart führen sollte.
(Da fragt man sich dann schon was die da bei der Lufthansa eigentlich hauptberuflich so machen…).
Obwohl die Zeit schon verdammt knapp war noch bei Discover angerufen, der Mitarbeiterin die Situation erklärt verbunden mit der Bitte uns auf die Verbindung ALF-OSL-MUC um 14:10 umzubuchen. Aber natürlich - die alte Leier - die Dame mußte erstmal „nachfragen“…nach vergleichsweise moderaten 10 Minuten hatte ich sie wieder am Hörer und sie erklärte mir sie könnte uns anbieten am Spätnachmittag nach Oslo zu fliegen mit Weiterreise am nächsten Morgen. Da ich definitiv wußte, daß der einzige Flug nach Oslo Alta um 14:10 Uhr verläßt habe ich nachgefragt ob sie sich sicher sei mit der Verbindung am Spätnachmittag. „Ja“, antwortete
sie, „von Harstad nach Oslo.“ Auf meinen Einwand, daß wir uns nicht in Harstad befinden würden, sondern in Alta war sie ziemlich überrascht und meinte laut System würden wir ab Harstad fliegen - offensichtlich hatte sie vor sich auf dem Bildschirm nicht unsere ursprüngliche Buchung ab Alta, sondern die Umbuchung ab Harstad…
Das Angebot habe ich natürlich abgelehnt, denn
a) zeitlich gegenüber der Verbindung mit Ankunft am selben Abend unattraktiv und
b) war ja vollkommen unklar was mit unserer Reservierung für den Flug Alta-Harstad geschehen war, sprich ob wir überhaupt rechtzeitig nach Harstad würden kommen können um den Flug nach Oslo zu erreichen.
Für weiteren Gedankenaustausch mit der Dame blieb dann keine Zeit mehr, da es Zeit wurde uns zur Haltestelle für den Flughafenbus zu begeben.
Am Flughafen dann auf der Lufthansawebseite (gibt da kein SAS-Büro) zwei Tickets für die genannte Verbindung nach München im günstigsten verfügbaren Tarif (aber dennoch zu einem stolzen Preis) gekauft und schlußendlich um 23 Uhr daheim den Schlüssel ins Schloß gesteckt. (Zum Glück hatte ich mehrere Kreditkarten dabei, darunter eine mit entsprechend hohem Verfügungsrahmen - nur mit der DKB-Visa alleine wären wir aufgeschmissen gewesen.)
Gestern nun eine Mail an Discover und Lufthansa mit den Nachweisen über die entstandenen Unkosten geschickt und mit Fristsetzung aufgefordert uns unsere Auslagen zu erstatten. Mal schauen was daraus wird - von einer Mailadresse kam schonmal die Antwort wir sollten uns gefälligst über das Kontaktformular melden.
Fazit:
Klar, Annullierungen passieren - mitunter auch extrem kurzfristig - und sind eine ärgerliche, aber wohl unvermeidbare Begleiterscheinung des Fliegens. Wie man aber bei Discover/Lufthansa in unserem Fall mit den in Summe drei Annullierungen umgegangen ist empfinde ich als bodenlose Unverschämtheit dem zahlenden Kunden gegenüber:
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daß man die Passagiere nicht frühestmöglich, sondern erst relativ kurz vor der in der EU-Verordnung gesetzten Zweiwochenfrist informiert geht gar nicht
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daß man den Kunden nicht nach/von seiner Destination umbucht, sondern glaubt ihn irgendwo hunderte Kilometer von seinem Reiseziel entfernt abladen/aufgabeln zu können (Frei nach Andi Möller: „Alta, Murmansk egal - Hauptsache Norwegen!“) ist schlichtweg eine Frechheit
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daß man als Passagier nicht automatisch (und sinnvoll) durch Lufthansa zu seinem Ziel umgebucht wird, sondern im Gegenteil sich selbst darum kümmern muß und gezwungen wird Stunden an Zeit zu vergeuden im Austausch mit Mitarbeitern die schlußendlich doch nicht autorisiert sind eine zielführende Umbuchung vorzunehmen ist indiskutabel und inakzeptabel
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zu guter Letzt: Daß man sich bei Lufthansa - entschuldigt bitte die Ausdrucksweise - einen feuchten Sch…dreck um Fluggastrechte, die entsprechende EU-Verordnung sowie die aktuelle Gesetzeslage und Rechtsprechung schert ist meiner Ansicht nach ein unternehmerisches Armutszeugnis, läßt tief in die gegenwärtige Konzernkultur blicken und ist wahrhaft keine Zierde für das einstige Aushängeschild Deutschlands
in der Welt.