Hallo liebe Community,
nach unseren 2 Wochen China, würde ich gerne unsere Erfahrungen mit euch teilen. Da es touristisch für viele wahrscheinlich noch ein eher unbekanntes Land ist, ist das ein oder andere vielleicht ganz interessant zu wissen:
Flüge
Hin über Meilen FRA-ZRH-PVG, zurück ursprünglich gebucht airasia CAN-BKK, wegen der Überschwemmungen dann aber HAK-BKK geflogen.
Shanghai, Apps und eSims
Als erstes Hotel, wollten wir auf Nummer Sicher gehen und haben uns auch wegen des verhältnismäßig guten Preises für das Conrad Shanghai entschieden. Wegen der F1 war das Hotel komplett ausgebucht - umso mehr wunderte mich, dass es 2 Wochen vorher noch günstige Zimmer gab. Nach Einsatz einiger HH Punkte, zahlten wir noch 160€ pro Nacht. Das Hotel wird als neu bezeichnet, ist es aber nicht wirklich, da es nur neu ein Conrad ist, vorher das Grand Meridien war. Dementsprechend war nicht alles nagelneu, aber vollkommen in Ordnung. Die Lage an der Nanjing Road optimal.
In PVG haben wir mangels Verfügbarkeit von Didi ein normales Taxi am offiziellen Taxistand genommen. Vorher sind einige „offizielle Vertreter“ von Didi an uns herangetreten und haben Taxi für 200 Yuan angeboten. Wir lehnten freundlich ab und gingen zum Taxistand. Das Taxi fuhr mit Meter, allerdings lief das Meter auf dem Highway doppelt so schnell. Im Hotel angekommen, zeigte es statt 45km, 70km an und der Preis war mit 305 Yuan entsprechend viel zu hoch. Mangels jeglicher Englischkenntnisse des Fahrers, haben wir den Concierge gebeten die Sache zu klären. Nachdem sich die beiden 5 Minuten gegenseitig angeschrien haben, führte das zu keiner Lösung und ich habe den Betrag einfach bezahlt. Der Concierge meinte, ich könne mich mit dem Receipt beschweren, der Preis sei zu hoch, aber der Fahrer ließe nicht mit sich diskutieren und behauptete, der hohe Preis lag an der Rushhour. Naja - erste Begegnung mit Einheimischen und direkt das Gefühl gehabt, über den Tisch gezogen zu werden. Eins vorab: es war das erste und letzte Mal in den 2 Wochen.
Shanghai ist eine hochmoderne Megametropole. Mithilfe von Alipay, kann man direkt über die App Metrotickets kaufen. Einfach in der App auf „Transport“ und dort einen QR Code erstellen lassen. Diesen beim Betreten und Verlassen der Metro scannen und der Betrag wird von der Kreditkarte abgebucht. Meist 3-4 Yuan. Alipay haben wir bereits in D eingerichtet und es hat sofort problemlos funktioniert. Auch WeChat war bereits in D eingerichtet und wurde als Backup ab und zu genutzt. Ein oder zwei mal ging AliPay nicht.
Wichtig zu wissen: man benötigt immer Internet. In einem Restaurant hatten wir kaum Empfang und es hat ewig gedauert, bis es irgendwann mal geklappt hat.
Als Simkarte haben wir eine 10GB eSim von nomad genutzt. Diese verfügt gleich über eine Art eingebaute VPN, sodass damit alle Seiten (Google etc.) vollkommen problemlos funktionierten. Auch die chinesischen Apps gingen ohne Probleme. WLAN haben wir selten genutzt. Mit Mullvad VPN hat aber auch im WLAN Google und Co. funktioniert. Ohne VPN kein Google, Instagram, WhatsApp wenn man im WLAN ist.
Ohne Smartphone und Internet würde ich aber niemals nach China reisen. Es wird wirklich ALLES damit gemacht. Vom Straßenhändler, Restaurant, über Hotels und Transport - alles läuft über AliPay und WeChat. Nach dem ersten Tag sind wir nur noch mit Reisepass und Handy raus - der Geldbeutel blieb zu Hause, da unnötig. Kreditkarten werden übrigens, außer in großen Hotels, nirgends akzeptiert und Bargeld haben wir nie irgendwo gesehen.
Von A nach B kommen war mit der in AliPay eingebauten Didi App (Das Uber Chinas) ebenfalls mega einfach. Immer und überall waren Verfügbarkeiten zu extrem niedrigen Preisen. Je nach Ort, haben wir für eine 10 Minütige, 5 km Fahrt, unter 2€ gezahlt. Manchmal war es etwas schwierig den richtigen Ort zu finden. Wir haben dann den Ort in Google Translate getippt und ihn dann in Didi kopiert - das hat meist gut funktioniert.
Vollkommen unbrauchbar: Google Maps. Die Daten sind veraltet und es gibt keine Infos zum Nahverkehr. Besser waren Baidu maps oder Gaode Maps, die aber ausschließlich auf chinesisch verfügbar sind. Hier habe ich mit einer Bildschirmübersetzer-App ganz gute Erfahrungen gemacht, auch wenn es dadurch sehr umständlich wird.
Der Reisepass ist sehr wichtig und wird für viele Attraktionen (Verbotene Stadt, Mauer) als Ticket genutzt, deshalb immer dabei haben.
Kurzer Exkurs zur Sicherheit: Wir haben uns ausnahmslos überall extrem sicher gefühlt. Die Überwachung ist allgegenwärtig, überall sind Kameras und Polizei, für uns als Touristen war das aber nur ein Vorteil. Nachts durch kleine Gassen und Seitenstraßen laufen, kein Problem. Die Kriminalität ist extrem niedrig.
Innerchinesisch Fliegen - umdenken von unserer Art zu buchen
Nach zwei Tagen Shanghai, ging es weiter nach Peking. Wir haben uns hier für einen Flug entschieden. Interessant bei innerchinesischen Flügen - sie werden immer günstiger, je später man bucht. Wir haben die Preise lange beobachtet und haben schließlich eine Woche vorher für 60€ inkl Gepäck mit China Eastern für SHA-PEK bezahlt. Diese Preispolitik ist mir auch auf vielen anderen Strecken aufgefallen. Warum das so ist und entgegen sämtlicher Yield-Management-Regeln arbeitet, weiß ich auch nicht.
Am Flughafen wenig englisch und der Check-In verlief ohne jegliche Kommunikation. Unsere 6kg Übergepäck haben nicht weiter interessiert. Vielleicht hat man mangels Sprachkenntnissen auch einfach keine Lust gehabt, darüber mit uns zu diskutieren. Die Übergepäckgebühren sind jedoch bei Chinesischen Airlines sehr fair: bei China Eastern, Southern und Hainan Airlines sind es 1,5% vom Flugpreis mal Kilo.
Angekommen in PEK war es möglich im Parkhaus in einer designated Ride-Hailing Area, ein Didi zu rufen. Preis lag bei 70 Yuan und wir haben dann endgültig gemerkt, dass der Preis in Shanghai viel zu hoch war. Ab dann sind wir ausschließlich Didi gefahren.
In Peking haben wir über trip.com ein wunderschönes, kleines Hotel im Zentrum in einem Hutong gebucht. Trip.com ist für China ebenfalls unerlässlich, da sehr viele Hotels ausschließlich dort und nicht bei booking und co. verfügbar sind. Auch viele Flüge gibt es nur bei trip.com - bei Google Flights wird nur ein Bruchteil zu viel höheren Preisen angezeigt.
Im Hotel konnte keiner Englisch, aber mit Übersetzer-App war alles kein Problem. Das Preis-Leistungsverhältnis für Hotels in China ist gigantisch. Es gibt so viele nagelneue, top moderne Hotels für um die 100 € pro Nacht.
Zu beachten in Peking: als einzige Stadt, war es hier nicht möglich Metro Tickets über Alipay zu kaufen. Es kam immer eine Fehlermeldung. Auch am Automaten ging es nur einmal, danach hat der Automat jedes Mal eine chinesische ID verlangt und wir mussten die Tickets etwas umständlich am Schalter kaufen.
Wie durch ein Wunder haben wir 4 Tage vorher Tickets für die Verbotene Stadt ergattert - wir wissen selbst nicht, wie. Es gibt täglich glaube ich 70.000 Tickets, diese sind aber innerhalb weniger Sekunden ausgebucht - auch ich hatte keinen Erfolg. Warum auch immer, gab es aber 4 Tage vorher plötzlich Verfügbarkeiten und wir haben zwei Tickets gebucht. Danach habe ich nie wieder Verfügbarkeiten gesehen und auch über eine Agentur ging es wohl nicht mehr.
Die verbotene Stadt war sehr beeindruckend und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Am Tag darauf einer der größten Highlights meines Lebens: die Chinesische Mauer. Wir haben uns für Mutanyu entschieden und sind dort mit Mubus hingefahren. Super organisiert.
Das Gefühl auf der Mauer zu stehen ist einfach der Wahnsinn.
Wie schön Bahnfahren sein kann
Nach 3 Tagen Peking, ging es weiter mit dem Zug nach Pingyao, einer kleinen Ancient Town zwischen Peking und Xi’An. Die Tickets haben wir etwa 10 Tage vorher über trip.com gebucht. Als Ticket wird am Bahnhof nur der Reisepass benötigt. Mit diesem kommt man nicht durch die normalen Gates, sondern muss sich seitlich zum manual check anstellen. Dort tippt ein Mitarbeiter die Passnummer ein und man kann durch.
Für die knapp 4 Stündige Fahrt, sind wir Business Class (die höchste Reiseklasse) gefahren. Diese ist tatsächlich mit der C im Flieger vergleichbar. Lounge, Lie Flat, Decke, Kissen und Slipper, warmes (mittelleckeres) Essen. Gezahlt haben wir 95€. 1. Klasse ca. 50€, 2. Klasse ca. 30€.
Die Züge waren sauber und selbstverständlich auf die Minute pünktlich.
Pingyao ist ein wunderschönes kleines Städtchen, in denen wir eine der Attraktionen waren. Einige innerchinesische Touristen haben wahrscheinlich noch nie einen Europäer gesehen und wir wurden sooo oft fotografiert. Ganz oft haben uns auch Menschen angesprochen und gefragt, ob sie ein Foto mit uns machen können. Total nett und wir haben uns immer drüber gefreut.
Weiter ging es am nächsten Tag knapp 3h in der 1. Klasse nach Xi’an, dort dann wieder mit der Metro on 20 Minuten mit Alipay in die Stadt.
Novotel Xi’an, super Lage, günstiger Preis - kaum einer kann Englisch. Nicht einmal das Wort „Check-Out“ wurde verstanden, was in einem internationalen Hotel schon erstaunlich war. Aber auch hier haben die Übersetzer-Apps geholfen.
Xi’An kulinarisch ein absolutes Highlight. Unbedingt die klassiker Biang Biang Mieng (dicke Nudeln) Liang Pi (kalte Nudeln mit Sesamsauce) Roujamo (der Ur-Burger) und Pao Mao (Lamm- Eintopf) probieren. Auch eine Foodtour mit Lost Plate ist sehr zu empfehlen.
Eigentlich sollte es dann weiter gehen nach Yangshuo. Wegen der Unwetter im Süden, haben wir uns dann aber für Hainan entschieden. Zum Glück sind die Stornierungsbedingungen bei chinesischen Airlines und Zügen sehr kulant und wir konnten über trip.com fast alles stornieren.
Geflogen sind wir dann von Xi’an nach Sanya mit China Southern für 65€ (gebucht 3 Tage vorher) und sind dort in das Shanhaitian Autograph Collection. Da wir gemerkt haben, dass die 10 Tage ganz schön anstrengend waren, uns in dem Moment schon klar war, dass wir wiederkommen, haben wir uns für etwas Luxus und Entspannung entschieden und verschieben mehr Sightseeing auf das nächste Mal.
Hainan ist als Resort-Urlaubs-Insel ebenfalls absolut zu empfehlen. Die Hotels sind riesig, top modern, und billig. Unser Zimmer lag bei 150€ pro Nacht inkl. Frühstück. Es gibt aber eine riesige Auswahl, aller internationaler Ketten. Als Entspannungs-Ende einer Rundreise, wie wir es gemacht haben, optimal.
Raus aus China ging es dann ab Haikou nach Bangkok. Sanya-Haikou war mit dem High Speed Train in 1:45h erreicht und am Haikou Airport erfolgte dann die unkomplizierte Ausreise.
Wichtig zu beachten, da wir über den 1. Mai in China waren: Feiertage nicht auf die leichte Schulter nehmen. Am 1. Mai reist gefühlt jeder Chinese irgendwo hin. Züge, Flughäfen, Hotels, Attraktionen - alles ist überfüllt. Und überfüllt heißt in China wirklich überfüllt. Chinese New Year, 1. Mai und andere chinesische Feiertage sollten deshalb wenn möglich gemieden werden.
Ich bin nicht der große Schreiber und merke auch gerade, dass mein Bericht etwas umstrukturiert ist, da ich ihn gerade aus dem Bauch heraus am Pool in Hua Hin schreibe
Ich freue mich über Fragen oder falls ich euch sonst bei irgendwas helfen kann. Nach 14 Tagen bin ich mit Sicherheit kein China-Experte, aber da es dort doch anders, als in vielen anderen Ländern, läuft, kann ich dem ein oder anderen vielleicht mit meinem Bericht helfen.
Liebe Grüße
Dennis