Schöne Berichte, wo ich mich gerne anschließen möchte.
Ich war im letzten Jahr (September) für 14 Tage für Urlaub in China. Die erste Woche habe ich in Sichuan (Chengdu und Jiuzhaiguo) verbracht. Die zweite dann in Shanghai und Suzhou.
Da Chengdu, und vermutlich insbesondere Jiuzhaiguo, deutlich weniger bekannt sein dürften, werde ich mich in meinem Bericht nur auf diese beiden Orte beschränken.
So viel vorneweg: Sichuan hat mir von den drei (Sichuan, Suzhou, Shanghai) am besten gefallen, gefolgt von Suzhou (was jedoch nicht heißen soll, dass Shanghai schlecht war).
Einer der ersten Dinge, die mir in Chengdu aufgefallen ist, war die E-Mobilitätsrate. (Alle Werte sind natürlich nur geschätzt, die Größenordnung sollte jedoch passen.) Chengdu hat drei Ringe und im innersten Ring waren 100% der Busse, 99,9% der Mofas, 95% der Taxis, 80% der Autos und 50% der LKWs (auch für Baustellen) elektrisch angetrieben. Dies hat dazu geführt, dass nicht nur die Luft gut war (besser als in Shanghai und deutlich besser als in London), sondern dass auch der Lärmpegel äußerst gering war.
Mein Standardmittel zum Bezahlen war WeChat Pay (Weixin Pay), dass ich schon vorab in Deutschland vollständig eingerichtet hatte. AliPay hatte ich nicht benutzt. Vereinzelt musste ich jedoch auch auf Bargeld zurückgreifen, da ich entweder das Tageslimit (müssten 1000 Yuan für Ausländer gewesen sein) erreicht hatt, oder die Sicherheitsrichtlinie der Kreditkarten gegriffen hat und (vermutlich auf Grund der Großen Firewall) die Transaktion in der App nicht freigeben konnte. Mit Bargeld wurde jedoch immer problemlos akzeptiert.
Nachdem man es einmal verstanden hatte, ist Bus (Linienbus) fahren extrem einfach. Insbesondere wenn die Route von Baido Maps vorgegeben wurde. Beim Einsteigen zahlt man 2 Yuan in bar (wird einfach in eine Box beim Fahrer eingeworfen).
Zum Navigieren hatte ich Baidu Maps verwendet. Nützlich: integrierte Wetter App und Live-Anzeige der Busse.
Zum Übersetzen hatte ich DeepL benutzt, das die ganze Zeit auch problemlos funktioniert hat.
Für Internet hatte ich mir eine chinesische prepaid SIM-Karte besorgt.
Nach der Einleitung, nun jedoch zu Chengdu.
Am zweiten Tag ging es per Taxi zum „Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding“. Vereinfacht gesagt, dies ist ein Zoo nur mit Pandas.
Auf dem Weg zum Ticketkontrolle gab es Hinweisschilder, auf Englisch und Chinesisch, dass man Tickets vorab online kaufen soll / muss. Mir schwante böses. Am Rand, neben der Ticketkontrolle gab es jedoch einen Tisch, wo drei oder vier Personen saßen und die auch einigermaßen Englisch konnten. Dort habe ich einen kleinen Zettel mit ein oder zwei handgeschriebenen, und für mich absolut nicht identifizierbaren, Schriftzeichen bekommen und der Erklärung, damit soll ich zur Ticketkontrolle gehen. Und siehe da, ich wurde dort dann in ein kleines Büro geführt, wo ich das Ticket auch direkt kaufen konnte.
Im 13. Jahrhundert war bereits Marco Polo in Chengdu. Und die Anshun Brücke war eine der Brücken, die er in seinen Reiseberichten erwähnt hatte. Heutzutage gibt es jedoch nur die 2003 wiederaufgebaute Brücke, nachdem die vorherige in den 1980ern bei einem Hochwasser zerstört wurde.
Chengdu habe ich als eine sehr moderne und reiche Stadt kennen gelernt, mit vielen sehr freundlichen und offenen Leuten. Dabei sieht man jedoch praktisch keine westlichen Leute.
Von Chengdu aus ging es dann nach Jiuzhaigou. Dies war schon vor Beginn der Reise ein Highlight, auf das ich mich besonders gefreut hatte. Jiuzhaiguo ist ein Nationalpark, der seit 1992 Unesco Weltnaturerbe ist.
Von Deutschland aus hatte ich nur das Hotel vor Ort buchen können. Die Busfahrt und den Eintritt in den Park musste ich also noch in China kaufen.
Die Busse fahren morgens am Xinnanmen Busterminal in Chengdu ab. Die Fahrt (hin und zurück) hat 309 Yuan (~40 EUR) gekostet. Das Busterminal ist sehr bequem per Metro zu erreichen und zentral gelegen. Chinesische Grundkenntnisse oder Internet für eine Übersetzungsapp sind jedoch äußerst hilfreich, wenn man dort ein Ticket kaufen möchte. Drei Tage vor der geplanten Fahrt habe ich noch problemlos ein Ticket für den Bus bekommen. Das Ticket für den Nationalpark habe ich trotz chinesischer Mobiltelefonnummer nicht geschafft vorab online zu kaufen. Prepaid Telefonnummern waren wohl nicht berechtigt. Also bin ich ohne Ticket für den Nationalpark in den Bus eingestiegen und habe daraufgesetzt, dass ich vor Ort ein Ticket bekomme.
Die Busfahrt dauert ungefähr 9 Stunden, plus 3x 20 Minuten Pause. Es war ein normaler Reisebus, wie man es auch aus Deutschland kennt. Vor der Abfahrt wurde sogar die Gurtpflicht überprüft.
Bei der dritten Pause konnte man drei Spieße mit Yakleisch vom Grill für 10 Yuan kaufen. Sehr lecker.
Bei der Anreise im Bus, als auch vor Ort in Jiuzhaiguo hat man gemerkt, dass der Nationalpark immer noch primär für innerchinesischen Tourismus ist. Nichtsdestotrotz konnte der Mann am Empfang des Hotels (Holiday Inn Express) ziemlich gut Englisch. Dies habe ich dann beim Check-in gleich genutzt und nach Hilfe zum Buchen der Tickets gefragt. Als klar war, dass ich WeiXin / WeChat habe, hat er bisschen auf meinem Handy rumtetippt (chinesischer Kanal oder so) und kurz darauf hatte ich das Ticket zum Nationalpark für den darauffolgenden Tag.
In der Woche, wo ich im Nationalpark war, waren immer so um 25 Tausend Besucher pro Tag im Park. Der Zugang ist auf 40 Tausend pro Tag limitiert. Da der Park sehr weitläufig ist (73 km Wanderwege) hatte ich jedoch nie das Gefühl, dass es überlaufen ist.
Der Eingang des Nationalparks ist auf 2000 Meter und auch der tiefste Punkt. Alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten befinden sich auf 2500 bis 3100 Metern über Meeresspiegel.
Mit 288 Yuan (~37 EUR) ist der Eintritt nicht ganz billig, aber absolut wert. Genauso wie die zwei Tage Busfahrt, die der Besuch mit sich bringt. 2026 soll dann eine Hochgeschwindigkeitsstrecke in die Region fertig werden. Ich vermute, dass spätestens dann der Nationalpark auch deutlich mehr für westliche Touristen beworben wird.
Einen Satz, den man in Sichuan definitiv können sollte ist: Bu tai la. → Nicht zu scharf. Oder sogar „Bu la“ → Nicht scharf.
In Sichuan hat „scharf" beim Essen eine etwas andere Definition.
Gleichzeitig war es, auf Grund der Verwendung des Sichuan Pfeffers, ein ganz eigener Geschmack und eine ganz eigene Schärfe. Etwas, das ich in der Form noch nie davor erlebt hatte.
Den Satz „Feiertage nicht auf die leichte Schulter nehmen“, vom Vorredner, kann ich nur bestätigen. Mich hat es bisschen beim Stellungswechsel von Shanghai nach Suzhou erwischt. Der 01. Oktober (Nationalfeiertag von China und Beginn der Golden Week) war ein Sonntag und ab Donnerstag fängt halb China an zu reisen.
Trotz des Wissens hatte ich mit dem Kauf der Zugtickets leider zu lange gewartet, sodass ich keine mehr bekommen hatte. Der Preis dafür war, dass ich in beide Richtungen (Donnerstag und Sonntag) 2x 2 Stunden Metro (2x 1 Stunde im Shanghai-er Netz und 2x 1 Stunde im Suzhou-er Netz) fahren durfte.
(Edit: weitere Bilder hochgeladen)