Reisebericht: Mit Turkish Airlines zur nächsten Million

Reise 3: Einmal um die halbe Welt

Kommen wir zur letzten und zugleich längsten Reise dieses Berichts. Gut 3 Wochen bin ich diesmal unterwegs, um (im gemächlichen Tempo) Asien, Afrika und Australien abzuhaken.

Berlin - Istanbul

Die Reise begann wie die letzte: Mit dem Regio von Rostock nach Berlin. Diesmal mit etwas weniger Puffer, da ich den Koffer sowieso erst 3h vor Abflug loswerde. Um dennoch auf Nummer sicher zu gehen, entschied ich mich für eine Bahnverbindung mit 3 1/2h Zeit in Berlin.

Dass selbst so ein großzügiger Puffer nicht immer hilft, wird mir schnell bewusst. Nach einer halben Stunde Fahrt stehen wir irgendwo in der Pampa von MV. Nach 30 Minuten Stopp geht es weiter nach Langhagen. Dort lesen wir die Passagiere aus dem vorherigen Zug auf, der es wegen Defekt nicht weiter geschafft hat. All die Passagiere sind jetzt 2 1/2 Stunden später dran als geplant. Hoffen wir mal, dass niemand von ihnen einen Turkish-Flug erwischen muss.

Der Check-in für meinen Flug öffnet pünktlich 3h vor Abflug. Die Hacker-Attacke auf den Dienstleister zeigt immer noch Auswirkungen. Die Mitarbeiter am Check-in-Schalter arbeiten jetzt vom Laptop aus. Es läuft aber alles reibungslos, sogar das Durchchecken des Koffers auf meinen Anschlussflug nach Kuwait - auf getrenntem Ticket.

In der LH SEN Lounge gibt es exakt das Gleiche wie zwei Wochen zuvor: Hühnerhaxe und Kartoffelgratin. Kulinarisches Highlight ist der Moment, als frische (warme) Brezeln aus dem Ofen kommen. Und genau wie beim letzten Mal ist mein TK-Flug wieder verspätet, diesmal eine ganze Stunde.

Ein freundliches Nachfragen hat mir auch auf diesem Flug wieder die Exit Row beschert - und den besten Sitzplatz im ganzen Flieger

Verpflegung sieht trocken aus, aber schmeckt ganz ok.

(wieder mal)

Transfer in Istanbul

Da ich auf getrennten Tickets (BER - IST und IST - KWI) reise, habe ich großzügige 6h Puffer in Istanbul eingeplant. Die Lounge kenne ich mittlerweile gut. Genauso wie die… dürftigen Abläufe dort.

Ich hätte gerne ein paar Köfte von der Grillstation. Als eine frische Ladung fertig ist, bin ich Person 4 in der Reihe und bekomme nichts mehr ab. Also bereitet der Mitarbeiter eine neue Ladung zu. Wieder macht er eine kleine Portion mit nur 10 Stück - und als ich 10min später wiederkomme, sind schon wieder alle vergriffen. Man könnte ja wenigstens ein paar mehr zubereiten, bei der Nachfrage.

Immerhin klappt das Duschen diesmal - nach “nur” 90 Minuten Wartezeit piepst mein Buzzer. Die Duschen sind groß und sauber:

Nachdem ich von der Turkish Lounge genug habe, schaue ich mal, was die IGA Lounge zu bieten hat. Trotz langer Schlange, bin ich mit Priority Pass in 5 Minuten drin.

Insgesamt sind Lounge und Essensangebot sehr ähnlich wie bei Turkish, es gibt nur weniger Live Cooking. Dafür gibt es in der IGA Lounge deutlich bequemere Sitze und auch einen langen Schreibtisch zum Arbeiten. Und sogar einen Pool Table, wenn man Lust darauf hat.

Istanbul - Kuwait

Auf dem Flug von Istanbul nach Kuwait sitzt neben mir ein anderer Deutscher. Er ist nicht (zu meiner Überraschung) nicht für die Meilen dort, sondern wohnt seit einigen Jahren in Kuwait. Er erzählt mir ein bisschen über den Alltag vor Ort, und dass man als Europäer recht gut angesehen wird.

Den Rest des Fluges verschlafe ich. Ein wenig überrascht mich die Tatsache, dass es auf diesem Nachtflug weder Kissen noch Decke gibt, dafür aber neulich auf dem Tagflug nach Berlin.

Der Flug ist 40min kürzer als angegeben und um 05:10 landen wir in Kuwait. Bei der Landung kann man das Feuer zahlreicher Oltürme (oder Raffinerien) beobachten.

Danach gehe ich direkt zur Einreise - schließlich hatte ich mir ja extra vorab das e-Visum (für ca. 9€) besorgt. Ganz so einfach ist es aber leider nicht, und ich werde das Opfer kuwaitischer Bürokratie. Obwohl das Visum schon genehmigt wurde, muss ich ich noch zu den Einreise-Beamten am Gate 21. Dort fühle ich mich wie an der deutschen Führerscheinstelle und muss zunächst eine Nummer ziehen.

Blöd nur, dass zwar zahlreiche andere Nummern aufgerufen, aber meine nicht. Nachdem alle anderen Wartenden durch sind, versuche ich einfach so mein Glück. Man drückt mir einen Zettel in die Hand, mit dem ich zu Schalter B nebenan muss. Als dort ein Mitarbeiter auftaucht, klappt beim 15. Anlauf auch der Iris-Scan und es geht weiter zu Schalter C. Dort wird mir das frisch gedruckte Visum wieder abgenommen und ich gehe weiter. Ich gehe weiter, der Mitarbeiter läuft mir nach, und wirkt ganz irritiert, wieso ich denn das Visum liegengelassen hätte.

Also wieder den Zettel in die Hand und endlich weiter zur Immigration. Ich habe nicht das Gefühl, als Tourist hier willkommen zu sein. Aber zumindest bin ich endlich in Kuwait.

Die erste freundliche Person, die ich in Kuwait treffe, ist der Shuttle-Fahrer. Das Courtyard bietet einen kostenlosen Shuttle vom/zum Airport von 6 - 24 Uhr. Als ich um 6:30 im Hotel ankomme, ist sogar das Zimmer schon fertig und ich kann einchecken. Im E-Mail-Verkehr wollte man mir für einen Check-in vor 11 noch 70€ abknöpfen. So kann ich direkt den entgangenen Schlaf nachholen.

Ein Tag in Kuwait

Nach dem Schläfchen bleiben mir noch rund 20 Stunden für Kuwait. Um 6 Uhr am nächsten Morgen geht es wieder zurück nach Istanbul.

Blick aus dem Zimmer:

Mein erstes Ziel in Kuwait ist (wegen eingeschränkter Öffnungszeiten) die große Moschee. Fußgängerfreundlich ist die Stadt nicht, aber die 10 Minuten Fahrt kosten mit Careem (wie Uber) nur ca 4€. Nach einigem Fußweg durch die 35-Grad-Hitze habe ich dann auch endlich den Touristen-Eingang gefunden.

Der Besuch selbst ist kostenlos, beinhaltet eine kurze Führung und es gibt zur Begrüßung sogar Datteln, Tee und Kaffee. Als Mann reichen T-Shirt und lange Hose aus. Frauen bekommen einen kostenlosen Schleier geliehen.

Ein sehr beeindruckendes Gebäude. Und ich habe es fast für mich alleine.

Im Anschluss suche ich den nächstbesten Geldautomat auf. Die Abhebung ist kostenlos und 10 Kuwait-Dinar sollten hoffentlich für den Tag reichen. Der KWD ist mit einem Wechselkurs von 1 KWD = 2,80€ die “teuerste” Währung der Welt.

Die Preise, die ich sehe, sind aber erstaunlich günstig. So gibt es eine Portion Pommes am Imbiss für nur 0,5 KWD, also knapp 1,50€. Mit dem Stadtbus geht es für 0,3 KWD weiter zum Markt. Theoretisch, denn das Zahlen per Tap to pay klappt nicht und meinen 10er kann ich nicht wechseln. Ehe ich die Zahlung per App einrichten kann, bin ich auch schon da (und froh, dass kein Kontrolleur kam).

Random Straße in Kuwait:

Auf dem Markt gibt es so ziemlich alles, von Spielzeug über Süßwaren bis zu Obst und jeder Menge Datteln. Nur Souvenirs finde ich nicht. Offenbar ist das Touristen-Aufkommen im Land überschaubar.

Ich liebe es, auf Reisen durch unbekannte Supermärkte zu schlendern. Und in Kuwait ist das nochmal doppelt so spannend, denn ich hatte überhaupt keine Ahnung, was mich erwartet. Im Nachhinein gehört das Shoppen zu den spannendsten Aspekten. Es gibt ein bunt gemischtes Sortiment aus britischen, amerikanischen und anderen europäischen Produkten.

Und all das oftmals günstiger oder nur wenig teurer als im Herstellungsland. Mein Schoko-Eis am Stiel kostet umgerechnet 0,30€ und da ich es irgendwann sicher brauche, nehme ich noch eine kleine Packung Waschpulver für 0,50€ mit.

Kein Wunder also, dass Kuwait zu den Ländern mit der höchsten Übergewichtigkeit weltweit zählt (43% sind übergewichtig). Dazu passt auch, dass mit Raising Cane’s, Taco Bell, Shake Shack, … fast alle großen US Fast-Food-Ketten vertreten sind. (Als Tourist freue ich mich drüber).

Ganz unamerikanisch mache ich mich vom Supermarkt auf zum nächsten Ziel: Dem Opernhaus. Der Tunnel dorthin bietet schon ein spannendes Fotomotiv:

In der Oper angekommen, lande ich vor einer Sicherheitskontrolle und werde abgewiesen. Das Gebäude sei nur für Veranstaltungen geöffnet und sonst nicht zugänglich. Nicht mal von außen ansehen könnte ich es hier.

Aber es gäbe einen Weg, wo man es sehen könne. Der führt einmal quer durchs Parkhaus, aber besser als bei 35° durch die Sonne zu laufen. Das Ergebnis ist etwas ernüchternd. Ich finde zwar einen ganz netten Park, aber der Weg zur Oper ist durch ein Tor mit Security versperrrt.

Nachdem ich sorgfältig Google Maps studiert habe, eröffnet sich eine dritte Möglichkeit. Dazu muss ich 15 Minuten lang durch die Hitze an der Hauptstraße laufen, aber bekomme zumindest einen guten Blick aufs Gebäude-Ensemble:

Als ein Security Guard mit den Händen fuchtelt und “Go Away” schreit, trete ich den Rückweg an. Und frage mich, was an den Gebäuden so geheim ist, dass man es nicht mal fotografieren darf.

Gegenüber liegt eine Waterfront, die aber nicht allzu einladend ist. Es liegt auch überall Müll herum.

Spannender ist die Brücke, die mit stolzen 48 Kilometern Länge eine geplante Freihandelszone mit dem Irak anbindet - und so lang ist, dass sie einfach im Horizont verschwindet.

Im “Entertainment Historical Village” ist von Unterhaltung nicht viel zu sehen. Aber es bildet zumindest ein nettes Fotomotiv

Die mit Abstand bekannteste Attraktion sind die Wassertürme im Osten der Stadt:

Für 9€ geht es hinauf in die Kugel, wo sich eine drehende Aussichtsplattform befindet. Allzu gut ist die Sicht durch die beklebten, dreckigen Scheiben nicht. Dennoch nett, Stadt und Umland aus der Vogelperspektive zu sehen.

Als weitere Stopps habe ich noch den Fischmarkt auf dem Programm. Dort gibt es ein großes Gerangel als anscheinend die letzten Reste versteigert werden. Jetzt weiß ich, wieso ich auf den Straßen kaum einen Einheimischen gesehen habe - sind alle hier.

Im Supermarkt nebanan fühle ich mich direkt wieder an Amerika, so groß ist die Auswahl:

Abends gibt es authentisch kuwaitische Küche:

… und irgendwie ist mein Koffer schon voll, ehe ich Australien überhaupt erreicht habe.

Um 3 Uhr muss ich aufstehen, daher fällt auch diese Nacht wieder etwas kürzer aus.

Kurzes Fazit zu Kuwait: Hat mir besser gefallen als gedacht, auch wenn es mehr Security Guards als Touristen gibt. Zwei zusätzliche Tage bekäme man sicher rum mit anderen Teilen der Stadt und dem Umland. Am besten aber dann mit Auto. Von der Grenze zum Irak bis zur Grenze nach Saudi-Arabien sind es immerhin rund 160 km.

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