Wie bin ich auf das Thema gekommen
Auslöser war, wie schon öfters, ein Beitrag auf travel-dealz.de, genauer gesagt ein Podcast zu dem Thema:
Da ich nach einer Kinderpause wieder regelmäßig in den USA Urlaub mache, hat mich das Thema direkt angesprochen.
Bei der weiteren Recherche im Internet ist mir dann aufgefallen, dass es - zumindest im deutschsprachigen Raum - zu dem damaligen Zeitpunkt nur wenige brauchbare Informationen zu dem Ganzen gegeben hat. Ganz anders auf englisch sprachigen Seiten. Eine echte Informationslücke hier im deutschsprachigen Raum also.
Disclaimer/Wichtiger Hinweis
Ich möchte mit meinem Forumbeitrag lediglich meinen Weg darstellen, wie ich selbst zu einer US - Kreditkarte gekommen bin. Dies stellt keine rechtliche/wirtschaftliche/steuerliche Beratung zu dem ganzen Thema dar. Wenn Ihr das Ganze nachmacht, so macht Ihr dies auf Euer eigenes Risiko. Ich kann und werde daher keine Verantwortung für evtl. eintretende Folgen übernehmen. Für die Richtigkeit und/oder Vollständigkeit der Informationen übernehme ich somit keine Haftgung.
Motivation für eine US-Kreditkarte und diesen Forumsbeitrag
Ich wollte das Thema Meilensammeln erweitern. Was in Deutschland mit der American Express Kreditkarte möglich ist, wollte ich damit auf ein neues Level heben.
Da ich hier im Forum schon oft Hilfe und Unterstützung zu vielen Themen rund ums Fliegen und Meilen sammeln erhalten habe, möchte ich mein selbst erarbeitetes Wissen zu dem Thema für Interessierte hier an dieser Stelle gerne teilen.
Vorteile der amerikanischen Kreditkarten:
- Viele Karten haben hohe Willkommensboni
- Mann kann mehr Meilen pro Umsatz sammeln
- es gibt andere/mehr Transferpartner für gesammelte Punkte als bei Amex in Deutschland
Voraussetzungen und Prozess zur Beantragung einer US-Kreditkarte
Einleitung
Folgende Schritte waren zur Erlangung der Karte notwendig (vgl. auch die obige Seite im Travel Dealz Podcast. Nämlich die Beantragung einer ITIN (Individual Taxpayer Identification Number), das man eine US-Postadresse hat sowie die Eröffnung eines Kontos bei einer amerikanischen Bank. I
- ITIN
Beim IRS (=Finanzamt in den USA) findet man online die Formulare, um eine ITIN zu beantragen. Dies geht zusammen mit einer Steuererklärung, z.B. da man Spielcasino Gewinne aus einem Casino Besuch in den USA versteuern möchte.
- Der Antrag muss schriftlich per Post eingereicht werden. Eine beglaubigte Kopie des Reisepasses oder der Reisepass selbst im Original muss beigefügt werden. Diese Beglaubigung darf nicht notariell sein, sondern muss von der Behörde sein, die den Pass ausgestellt hat oder einem vom IRS zertifizierten Agenten (in Deutschland häufig Steuerberater) vorgenommen werden. Eine Liste dazu findet man auf den Internetseiten des IRS.
Es gibt Dienstleister, die einem solche Formular erstellen. Da ich es alleine nicht hinbekommen habe, habe ich einen solchen Dienstleister in Kanada beauftragt.
2. US-Postadresse
Eine US-Postadresse ist erforderlich. Eine deutsche Adresse wird nicht angenommen
Wie bekomme ich eine US-Postadresse
- Am einfachsten/kostengünstigste sind Freunde und Verwandte, die einem die Post nach Deutschland weiterleiten.
- Kommerzielle Postweiterleiter: Es gibt Dienstleister, die Post weiterleiten. Wichtig ist jedoch, dass die Adresse nicht als „COMMERCIAL MAIL RECEIVING AGENCY“ registriert ist, da Banken solche Adressen oft nicht akzeptieren. Man kann die Adresse in den USA unter dem nachfolgenden Link daraufhin überprüfen: ZIP Code™ Lookup | USPS
Man sollte zudem sicherstellen, dass der Dienstleister auch finanzielle Dokumente wie Kreditkarten weiterleiten, da einige Anbieter dies in ihren AGBs ausschließen.
3. Eröffnung eines US-Bankkontos
Damit man die monatlichen Kreditkartenrechnungen begleichen kann, braucht man ein US Konto.
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Vor Ort: Üblicherweise muss ein Konto persönlich in einer Bankfiliale (z.B. bei Bank of America, Chase) eröffnet werden. Die beiden vorgenannten Banken sind bekannt, für Einwanderer (wohl auch nicht legal eingewanderte), also generell gesprochen auch für Ausländer, „leichter“ ein Konto zu eröffnen als bei anderen Banken.
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Online: Es gibt wohl auch Online Anbieter, die die Eröffnung eines Kontos in den USA möglich machen, beispielsweise durch Verknüpfung mit einem Aktiendepot. (Habe ich selbst nicht ausprobiert!)
Bei der Eröffnung eines Kontos vor Ort hatte ich folgende Dokumente dabei:
- Reisepass
- US-Adresse
- ITIN
4. Beantragung der ersten US-Kreditkarte
Hat man alle Unterlagen/Dokumente/Voraussetzungen zusammen, kann eine Kreditkarte beantragt werden. Die US Bank kann nicht auf die deutsche Schufa zugeifen. Insofern zählt man dort zu beginn als „leeres, weißes Blatt“ im Hinblick auf Kreditwürdigkeit. Dies ist (leider) nicht positv zu bewerten, sondern heißt, man hat keine Kredithistorie. Eine nicht vorhandene Kredithistorie ist wie eine schlechte Kreditwürdigkeit.
Wie kann ich konkret loslegen
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Global Transfer von American Express (Amex):
- Wenn ich schon über drei Monate lang eine deutsche Amex-Karte habe, kann man über den Global Transfer-Service von Amex eine US-Kreditkarte beantragen.
- Amex gewährt einem dabei einen Art Vertrauensvorschuss basierend auf der deutschen Kreditwürdigkeit. Ansonsten würde man nicht als erste Kredikarte eine wirkliche Kreditkarte mit Kreditrahmen erhalten. Für diese Fälle geht es mit nachfolgend Ziffer 2. weiter:
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Secured Credit Cards:
- Wer keine Amex hat oder diesen Weg nicht gehen möchte, kann stattdessen eine „Secured Credit Cards“ beantragen.
- Zur Nutzung der Karte muss ein Geldbetrag hinterlegt werden (z.B. 500 $) als Sicherheit und kann diesen als Kreditrahmen nutzen. Das Geld wird natürlich später wieder freigegeben.
- Diese Karten sind geeigenet, eine Kredithistorie zu entwickeln, da das Zahlungsverhalten an sogenannte „Credit Bureaus“ gemeldet wird. Sie sind quasi eine Art „Prepaid“ Kreditkarte. Wenn man die Karten ordnungsgemäß nutzt, also auch hier immer brav seine Rechnungen zahlt, kann diese später dann in eine normale Kreditkarte mit wirklichem Kreditrahmen umgewandelt werden.
Aufbau einer Kredithistorie
Die Kredithistorie (vergleichbar mit der deutschen Schufa) ist wichtig, damit man mehr / weitere Karten beantragen kann.
Dieser Prozess dauert lange. Wir sprechen hier von Monaten / Jahren. In dieser Zeit muss man die Karten nutzen (sonst gibt es nichts zu melden an die Credit Bureaus) und natürlich pünktlich seine Rechnungen zahlen.
Mein konkreter Ablauf:
Im August dieses Jahres habe ich während eines Urlaubs in den USA einen Termin zur Eröffnung von Konten bei einer Filiale der Chase Bank in Seattle vereinbart. Diesen Termin hatte ich vorab per E-Mail arrangiert. Zur Eröffnung des Kontos (ein sogen. „Checking Account“ = Girokonto) brachte ich meinen Reisepass mit, den ich ohnehin für die Einreise in die USA benötigte. Zusätzlich hatte ich das Schreiben des IRS mit der Zuteilung der ITIN und einen Adressnachweis für meine US-Adresse dabei. Da ich glücklicherweise Verwandte in den USA habe, konnte ich deren Adresse verwenden. In den USA ist es anders als in Deutschland, da an Briefkästen keine Namen stehen. Das bedeutet, dass die Post einfach zugestellt wird, wenn die Adresse existiert, ohne dass ein Abgleich mit dem Namen des Empfängers erfolgt. Meine Verwandten leiten mir dann die Post nach Deutschland weiter, insbesondere die Karten, die nach der Antragstellung eingetroffen sind. Der gesamte Termin dauerte etwa 30 Minuten, danach waren die Konten eröffnet. Die ersten zwei Monate ist das Konto generell kostenfrei. Anschließend ist ein Mindestguthaben von 1.500 US-Dollar erforderlich. Um Geld auf das US-Konto zu überweisen, kann man Dienste wie Wise oder Revolut nutzen. Ich habe den Vorteil, dass mein Depotanbieter auch Überweisungen ins Ausland zulässt und ich daher von dort aus Gelder auf mein Konto bei der Chase Bank in den USA sogar einmal im Monat kostenfrei überweisen kann. Die Überweisungen müssen natürlich alle in US-Dollar erfolgen. Mit dem ersten Kontoauszug von der Chase Bank konnte ich dann auch die Beantragung der ersten US-Kreditkarte starten. Dazu nutzte ich den Amex Global Transfer Service. Ich legte erneut eine Kopie des Reisepasses, die ITIN-Zuteilung und als Adressverifizierung für die US-Adresse den ersten Kontoauszug bei der Chase Bank vor.
Eine Woche nach Kontoeröffnung kam die zum Konto gehörende Debit Karte:
In dem Banking Account gibt es, analog zu den Amex Offers, auch immer wieder abwechselnde Deals, z.B. Rabatte fürs Tanken bei bestimmten Tankstellen oder Rabatte für Hotelübernachtungen / Restaurant /Fastfood, wenn man mit der Debit Karte der Bank zahlt. Diese kann man natürlich beim nächsten Urlaub in den USA nutzen. Hier in Deutschland sind diese Deals in der Regel leider wertlos.
Der US-Credit Score wird unter anderem maßgeblich dadurch bestimmt, wie lange man schon im Geschäft ist; je länger und älter deine Kredithistorie ist, desto besser für deinen Credit Score. Daher gibt es eine allgemeine Empfehlung, die erste US-Kreditkarte niemals zu kündigen, sondern immer aufrechtzuerhalten, da eine Kündigung den Credit Score nachteilig beeinflussen kann. Daher bietet es sich an, als erste US-Kreditkarte eine solche zu wählen, die keine Jahresgebühr hat und somit dauerhaft genutzt werden kann. Aufgrund von Empfehlungen habe ich mich entschieden, die kostenlose US Hilton American Express Karte zu nutzen. Diese ist nicht nur dauerhaft kostenlos und hat keine Gebühren für Zahlungen in Fremdwährung, sondern kommt auch mit einem tollen Willkommensbonus von 80.000 bzw. zwei Wochen später für meine Ehefrau 100.000 Hilton Points. Dies finde ich für eine kostenlose Kreditkarte eine großartige Leistung.
Innerhalb weniger Tage war der Antragsprozess abgeschlossen und es kam per E-Mail von American Express die Zusage über den Erhalt der Karte. Die Karte selbst kam eine Woche später in den USA postalisch an. Die Weiterleitung von den USA nach Deutschland mit einem US-Post Standardbrief dauerte ca. 10 Tage.
Ich konnte mich dann über die Internetseite von American Express bzw. über die Amex App in mein Online-Kartenkonto einloggen, genau wie man es auch aus Deutschland kennt. Anders als in Deutschland zeigt das US-Konto bei American Express jedoch einen ausdrücklich zahlenmäßig genannten Kreditrahmen an. Ansonsten gibt es hier auch wieder Amex Offers, ähnlich wie in Deutschland. Hier gelten jedoch die Ausführungen zu der zum Konto gehörenden Debit Karte.
Ich habe die Karten mittlerweile über zwei Monate im Einsatz. Sie wird wie eine ganz normale deutsche Amex bei den entsprechenden Akzeptanzstellen angenommen. Es wird wie in Deutschland auch einmal monatlich eine Abrechnung erstellt, diese kann man dann per Überweisung vom US-Konto zahlen oder man kann ähnlich wie bei uns das Lastschriftverfahren nutzen und eine entsprechende Auto-Zahlung im American Express Konto einstellen, sodass dann der Betrag bei Fälligkeit automatisch vom Konto der US-Bank beglichen wird. Dies hat jetzt auch schon zweimal problemlos funktioniert. Einen Credit Score habe ich leider noch nicht auf US-Seiten gesehen; es dauert in der Regel drei bis sechs Monate, bis der Score erstmalig angezeigt wird. Dieser kann über die Webseite von American Express bzw. über die Amex App abgerufen werden und handelt sich dabei um den sogenannten FICO Score.
Welche weitere Taktik verfolge ich?
Ich hatte bisher mit Hilton Honors eigentlich noch gar nichts zu tun und habe bisher immer nur Meilen für Flugprämien gesammelt und Hotels danach ausgesucht, dass sie schön sind und meinen Wünschen entsprechen, aber nicht über die Teilnahme an Hotel-Loyalitätsprogrammen ausgewählt. Trotzdem kann ich den Willkommensbonus für die Hilton Honors Karte wunderbar jetzt schon für meinen nächsten Urlaub in den USA in den Osterferien einsetzen. Damit lassen sich in einem schönen Hotel mindestens eine oder sogar zwei Nächte bezahlen
Die längere Perspektive ist jetzt hier, einen guten Credit Score aufzubauen, um auch andere Karten zu beantragen. Interessant sind dabei insbesondere Kreditkarten von Chase oder Capital One. Diese kommen mit hohen Willkommensboni und haben häufig hohe Multiplikatoren; das heißt, es gibt dann für Umsätze nicht nur einfache Punktzahlen, sondern Mehrfachpunkte je nachdem, wo man die Karte einsetzt – zum Beispiel für Hotelbuchungen, Flugreisen oder Einkäufe in Supermärkten. Diese Premiumkarten haben dann auch sogen. „Perks“, also Zusatzleistungen wie Versicherungen oder Lounge-Zugänge. Nachdem ich viele Blogbeiträge zu dem Thema der Auswahl der besten US-Kreditkarte gelesen und Youtube - Videos gesehen habe, werde ich in den nächsten Wochen eine weitere Kredikarte beantragen, um meinen Creditscore weiter auszubauen, nämlich die US Amex Green. Diese hat höhere Mulitplier als die Hilton Karte und sammelt eben Membership Rewards und nicht Hilton Points. Dann könnte ich die deutschen Membership Rewards zu Amex US transferieren, wo es bessere Eintauschmöglichkeiten und bessere Wechselkurse gibt.
Wenn alles weiter gut verläuft, der Creditscore sichtbar und positiv geworden ist, werde ich in zwei Jahren versuchen, als Premiumkreditkarte die „Capitol One Venture X“ zu bekommen:
Diese hat neben Loungezugang hohe Multiplier und kostet nur 395 US$ im Jahr. Da es keine American Express Karte ist sondern eine Visa, hätte ich dann auch nicht mehr das Problem, dass sie bei vielen Geschäften/Dienstleistungen nicht akzeptiert wird.