Beruflich und privat nenne ich mich seit 2013 ein Vielflieger, was nach meiner Definition mindestens 100k Flugmeilen pro Jahr bedeutet. Wie es der Zufall so will bin ich bisher keine einzige Meile mit turkish airlines (TK) geflogen. Eine der weltweiten größten Airlines der Welt kenne ich nur, wenn ich Lufthansa-fans disse, wie schlecht ihr LH doch ist, antworten viele genervt und teilweise abschätzig: „dann flieg doch mit turkish“.
Und wie es der Zufall es wieder wollte, bin ich neulich zum ersten Mal in meinem Leben mit TK geflogen: von MUC über IST nach Asien in Business Class. Meine Eindrücke, die lediglich eine Momentaufnahme meiner persönlichen Erfahrung sind im Folgenden zusammengefasst.
Buchung:
Ich habe einen Gabelflug Business Class gebucht von MUC nach Südostasien und zurück für 2500€. Das ist ein fairer regulärer Preis (kein Deal). Auffällig war, dass ab der Buchung und bis zur letzten Sekunde vor flugsegmentantritt oft die Maschinen gewechselt haben. Fast alle zwei Wochen habe ich eine E-Mail und eine sms von TK erhalten (auf English und auf Türkisch), dass bei einem Segment ein Fliegerwechsel stattfand. Am Ende flog ich von MUC nach IST mit einem A333, von IST nach Asien mit einem 4 Jahren alten B787-9, von Asien nach IST mit einem 2 Monaten brandneuen A359 und von IST nach MUC mit einem B777. Der Fliegerwechsel ist nicht durch ungeschickte Planung zu erklären, sondern aus meiner Sicht durch das Geschäftsmodell von TK. Als Transit-Airline muss TK auf die Auslastung reagieren und entsprechend Flugzeuge wechseln. Der letzte Segment IST-MUC war ursprünglich mit einem A320 geplant. Am Ende war der B777 voll belegt (Osterferien). Man merkt an diesem Umstand, dass TK vom Business Modell her definitiv keine europäische Airline ist, sondern eine Middle-East airline, deren Geschäft darauf beruht Transit Passagieren von einer fremden Region zu einer anderen fremden Region zu befördern.
Business Clas Sitze bei A333 von MUC nach IST (2-2-2)
Hartprodukt:
Die Flüge von und nach MUC waren mit dem alten lie-flat Sitze ausgestattet. 2-2-2 im A330 und 2-3-2 im B777. Diese Sitze bieten ein Meer an Platz und kein Wunder, dass sie nicht mehr verwendet werden, da sie sehr ineffizient in der Raumausnutzung sind. Bequem sind sie.
Bei den Fliegern von und nach Asien waren diese unsäglichen neuen Sitze, die auch SIA verwendet, eingebaut. Ich finde sie eng und unbequem. Bei der Langstrecke kommen die FA durch die Kabine und statten alle Sitze mit einer zusätzlichen Matratze und eine kuschelige Decke aus. Das macht etwas her aber nicht an die Dimensionen. Der Sitz ist aus meiner Sicht ein Fehlgriff der Hersteller und der Airline. Was on-bord Entertainment betrifft, so gibt es nichts zu meckern. Bei allen Flugzeugen sind hochwertige und große Bildschirme eingebaut. Filme, Dokus, und und gibt es mehr ausreichend. Das Navigieren ist sehr modern und intuitiv. Hierzu Pluspunkte.
enge Sitze bei der Langstrecke. Fehlgriff des Herstellers und der Airline. Schade.
überflüssig wir ein Kropf: der Schloss. kein echter Nutzen dafür macht den Innenraum noch enger.
Catering:
Ich fasse mich hier ganz kurz: extra Klasse. Ich wüsste nicht, ob es was besseres in C gibt. Im Vergleich zu den anderen Middle-east airlines bringt TK mehr Glaubwürdigkeit durch authentische türkische Küche und auch türkische Weine und Getränke. Im Vergleich dazu verkommen die Gerichte, welche von europäischen Airlines serviert werden nahezu zum stillosen Fraß.
Vorspeise IST-MUC (heftige Turbulenzen haben die Mezze verschoben)
Hauptgang IST-MUC
Langstrecke: Vorspeise
Langstrecke: Hauptgang
Früshtück IST-MUC Teil 1 und
Teil 2. war das sau Guad!
IST Flughafen und Business Class Lounge
Der neue Flughafen in IST ist RIESIG und sprengt jedem bekannten Maßstab. Natürlich ist es Geschmacksache. So ein Berlin-Typ mag es vielleicht wie Tegel, eng, schnell und schmuddelig. IST ist genau der Gegenentwurf. Da passt sogar Terminal 1 von MUC in einem kleinen Flügel. Nachteilig sind die langen Wege. Hier haben die Flughafen Designer verpasst, einen Indoor Sky Train vorzusehen und zu installieren (ähnlich wie in DOH). Platz gibt es mehr als ausreichend da.
groß, größer, lächerlich groß, IST Flughafen
Ich war in der Business class Lounge. Dort haben nur Business class Gäste Zugang. Für Gold und Status Fuzzies gibt es eine andere TK Gold-Lounge, die ich nicht besucht habe. Mit dem ersten Eindruck des Flughafens hätte ich eine größere Lounge erwartet (wie Qatar Murajan und Emirates BC in Dubai). Die Größe der Lounge war aus meiner Sicht perfekt: es war bequemer als Qatar und Emirates. Das Beste waren die live Kochstationen, wo man sei Brot, Essen, Croissants, Omeletts, etc. frisch zubereitet bekommt. Die Duschen sind auch sehr groß und ordentlich mit emeneties ausgestattet. Es gibt aber dafür Zugangsregeln, nämlich man muss einen Transitaufenthalt vorweisen, dass mindestens 3 Stunden dauert mit einem Anschlussflug mit mindestens 7 Stunden Dauer. Das war glücklicherweise der Fall bei mir.
Kochstation in der TK Business Class Lounge
Buffet Ecke in der TK Business Class Lounge
Die Douche
Eine der zahlreichen Sitzecken
Kaum wegzdecken von einer modernen Lounge: der Golf Simulator
Service:
Hier hat TK leider nicht gepunktet. Das Auftreten der FA sowie ihre Freundlichkeit bewegt sich auf Lufthansa Niveau: wenig freundlich bis unfreundlich, nicht zuvorkommend, wenn überhaupt reaktiv. Vor allem nach einem langen Aufenthalt in Asien wirkt das fast schockierend. Hier ist TK definitiv eine europäische Airline und keine Middle-east Airline.
Fazit:
Turkish airnlines ist definitiv eine gute Alternative. Preisleistungsverhältnis ist sehr gut. Attraktiv ist die Nähe zu Deutschland, so dass bei Transit-Flüge ausreichend Zeit für den zweiten Leg bleibt, um ordentlich zu schlafen und sich auszuruhen. Service ist verbesserungswürdig. Catering ist kaum schlagbar. Daher, wenn einer euch sagt „fliegt doch mit turkish“, dann macht das einfach. Das ist ein sehr guter Ratschlag.