14 Tage war ich in den Osterferien (23.03. bis 07.04.2024) zusammen mit Frau und Kind (8 Jahre) in Südafrika unterwegs. Ich möchte an dieser Stelle einen kleinen Reisebericht abliefern, wobei weniger auf touristische Attraktionen wert gelegt werden soll, als über Buchung und Verlauf aus reisetechnischer Sicht:
1. Buchung:
Die Buchung erfolgte ein halbes Jahr vorher. Ich hatte die Flüge nach CPT unter Beobachung über Google Flights. Als der Preis dann nach unten ging, habe ich gebucht. Wir wohnen in Lörrach. Unser Heimatflughafen ist BSL (15 Minuten). ZRH ist aber auch problemlos möglich (45 Minuten mit dem Auto). Geflogen sind wir von ZRH nach CPT (nonstop) mit Edelweiss Air, dem Ferienflieger der Swiss. Gebucht hatte ich über Swiss, da nur dort ein Sammeln von Meilen über Miles & More möglich ist. Wir haben für den Flug mit Aufgabegepäck rund 2.500 € gezahlt, da wir von Genf (Railstation) (GVA) aus gebucht haben. Das erste Teilstück GVA-ZRH wird per Zug angeboten. Über das zusätzlich Railticket haben wir für den Flug rund 300 € gespart als bei Direktbuchung ZRH-CPT. NATÜRLICH sind wir bei Hin- und Rückflug auch die Zugstrecke abgefahren, so wie wir gebucht haben. Beim Check-In in ZRH hat allerdings niemanden interessiert, ob wir zuvor mit dem Zug von Genf angekomme sind. Die gleiche Ersparnis konnte ich für Freund erreichen, die in den Sommerferien von ZRH nach JFK fliegen. Hier funktionierte die Ersparnis in ähnlicher Höhe für den Direktflug mit Swiss von ZRH nach JFK durch Start der Reise beim Bahnhof Basel SBB (ZDH). Auch hier wird das erste Flugsegment als Zug angeboten. Für den Zug gibt es auch Meilen:
Mehr zum Thema hier: Lufthansa/Swiss Flug: Zug+Flug Segment verfallen lassen. Möglich?
2. Hinflug:
Der Hinflug war ein Nachflug. Daher war der Aufpreis für die Edelweiss Economy Max Seats (149 CHF pro Person und Strecke) gut angelegt. Der Sitzabstand ist sehr komfortabel. Auch hatte ich das Gefühl, das in diesem Bereich des Flugzeuges öfters Getränke und Knabbereien angeboten werden als auf den Standard Eco Sitzen. Eine Business Klasse gib es in dem Flieger (A340) auch. Hier ein Foto des Sitzabstandes (ich bin 1,80 m groß):
Empfehlen kann ich, wie auch bei Emirates, das Sonderessen „Hindu (nicht vegetarisch)“. Jedes Mal sehr gut gewürzt!
Ich habe mir zum ersten Mal vom Hausarzt Schlaftabletten verschreiben lassen, weil meine Frau und ich diese auf der Langstrecke zum Schlafen testen wollten. Ich kann auch sonst im Flugzeug schlafen, aber es ist ein gefühlt sehr unruhiger Schlaf, bei dem man lange zum Einschlafen braucht und zwischendurch gefühlt oft wach wird. Normalerweise brauche ich keine Schlaftabletten und ich hatte es bisher nur mit dem frei verkäuflichen Zeug (Baldrian etc.) probiert, was meiner Meinung wenig gebracht hat. Meine Frau und ich haben die Tablette zu Hause einmal ausprobiert und keine Probleme festgestellt (z.B. Benommenheit, Schwindel, Unwohlsein). Wir beide waren voll begeistert von der Wirkung. Wir haben beide viel besser geschlafen und durchgeschlafen, bis die Crew zum Frühstück alle geweckt hat. Wir waren auch nicht am nächsten Morgen/Tag irgendwie neben der Spur. Ganz im Gegenteil. Wir waren fitter als sonst nach schlecht geschlafen im Flieger. Wir werden daher auf dem nächsten Langstreckenflug über Nacht (SEA - FRA) (vgl. hier Kanada: Tipps für Autorundreise durch British Columbia? - #9 von dr_vergleich und hier: Nachträgliche Stornierung lediglich des Zubringerfluges beim Rückflug bei einer LH M&M Prämienflugbuchung in der Business Klasse - Welche Optionen?) in den Sommerferien in jedem Fall wieder die Tabletten nehmen.
3. Mietwagen:
Den Mietwagen haben wir über Check24 mit Shoop Rabatt gebucht. Wegen Linksverkehr ist ein Automatikfahrzeug dringend zu empfehlen. Die Buchung lautete „Tempest by Europcar“. Tempest ist wohl ein süd-afrikanischer Autoverleiher. Dort bin ich vor Ort auch zuerst hingelaufen (es war nichts los am Tempest-Schalter) und wurde sofort an den Europcar Schalter verwiesen (dort war mehr los, Wartezeit ca. 15 Minuten). Hätte ich gebucht direkt „Europcar“ (ohne Tempest) hätte mich das gleiche Auto ca. 40 EUR mehr gekostet. Ich habe direkt nach Flugbuchung den Mietwagen reserviert (One-Way CPT - Port Elizabeth). Bis ca. 2 Wochen vor Abflug ging der Preis nicht mehr runter, sondern nur noch hoch. Aber dann 14 Tage vor Abreise wurde der Mietwagen billiger und ich konnte noch einmal rund 80 EUR durch die Umbuchung sparen (insgesamt 473 € One-Way, Kompaktklasse Toyota Coralla). Es wurde nicht versucht, eine (unnötige, da schon vorhandene) Vollkasko-Versicherung zu verkaufen. Fahrzeug war in sehr gutem Zustand (17 TKM) und sauber.
Allerdings fehlten die Parkpiepser vorne und hinten. Dies war übrigens auch bei unserem Standard-SUV in den USA letztes Jahr von Alamo der Fall, obwohl vorne und hinten in der Stoßstange die erkennbaren Aussparungen für die Sensoren waren. Außerdem dachte ich, Google Auto wäre mittlerweile in allen neuen Fahrzeugen Standard. Aber nein. Aller Fahrzeuge hatten ein Radio mit einfachem Display, keinerlei Bildschirme. Standard ist anscheinend nur die USB-A Buchse zum Laden und Blutooth-Audio.
In Kapstadt hatten wir dann noch einmal einen Mietwagen von Avis. Auch dort alles problemlos. Lediglich hatte das erste Auto keine Automatik, das man uns übergab. Leider habe ich das erst gemerkt, nachdem alle Koffer eingeladen und die Familie angeschnallt im Auto saß. Also: Alles wieder ausladen. Zum Ausgleich für den kleinen Ärger gab es dann von Avis ein kostenloses Upgrade auf einen Compact-SUV (auch wieder ohne Display für Google Auto).
Weder Europcar noch Avis verlangten zur Anmietung die Vorlage eines internationalen Führerscheins, obwohl dies in diversen aktuellen Reiseführern (Baedecker, Reise Know-How) so steht. Der nationale genügte wie sonst auch immer. Zum zweiten Mal habe ich mir (umsonst) einen solchen internationalen Führerschein für 20 EUR ausstellen lassen, der leider auch nur drei Jahre gültig ist. Das erste Mal war 1995 für die USA. Auch dort war es (zur damaligen Zeit) so in Reiseführern zu lesen und es interessierte weder beim Autoverleiher noch in einer Polizeikontrolle jemanden dieses Schriftstück, von dem ich glaube, dass die mich kontrollierenden Personen gar nicht wussten, dass es ein solches Dokument überhaupt gibt.
Weitere 20 EUR umsonst habe ich für eine „Internationale Geburtsurkunde“ für unseren Sohn ausgegeben. Auch hier wurde man in Reiseführern darauf hingewiesen, man müsse zum Nachweis, dass das mitreisende Kind auch wirklich das eigene Kind ist (erkennt man ja tatsächlich so nicht zwingend an Hand der Ausweise) eine solche mitführen. Weder bei Ein- noch Ausreise wurde diese verlangt. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass ein anderer Grenzbeamter die irgendwann doch sehen möchte, wenn er mehr Zeit hat und nicht wie bei uns, beim Visa stempeln noch neben her privat mit dem Handy gechattet hat (war übrigens auch beim Grenzbeamten in Austin in den USA letztes Jahr bei Einreise so, daher null nachfragen).
4. Preise/Kartenzahlung
Man kann in Südafrika eigentlich überall mit Kreditkarte zahlen. Einige nehmen gar kein Bargeld mehr an (z.B. Eintritte für Nationalparks). Nur einmal gab es ein Problem: Die Mautstelle auf der N2 nach Plettenberg Bay akzeptierte keine unserer Master- oder Visakarten (egal ob Debit- oder echte Kreditkarte). Laut Aussage des freundlichen Mannes im Kassenhäuschen sei das Problem bekannt, dass nur „südafrikanische“ Kreditkarten gehen. Wir haben dann die umgerechnet 3 Euro in bar gezahlt.
Geld habe ich drei Mal am Automaten gezogen. Es werden jeweils 50 bis 75 ZAR (2,50 bis 4 Euro) als Automatengebühren draufgeschlagen.
Natürlich wird auch hier wieder „Currency Convertion“ vom ATM empfohlen und natürlich von mir abgewählt!
Der Wechselkurs ist sehr EUR freundlich. Essen gehen im Lokal für uns drei mit Cocktails (ca. 4 EUR) oftmals nur um die 50 EUR. Krasser Preisunterschied: Ein großer Karamell Macchiato in ZRH am Flughafen bei Starbucks, umgerechnet ca. 9 EUR, in Kapstadt nur 2,50 EUR! Die Schweiz ist ja allgemein für ihre günstigen Preise weltweit bekannt!
Die Übernachtungen fand ich auch sehr günstig. Für wirklich gute B&B mit schönen Zimmern für uns drei mit Frühstück zwischen 80 und 150 EUR die Nacht. Wenn ich das vergleiche mit den Preisen, die ich für E wie einfache Kettenmotels in Kanada in den Sommerferien zahlen, kommen einem wirklich die Tränen!
Was im Verhältnis nicht so günstig war, waren die Eintrittspreise in den Nationalparks. Da haben wir an einem Nachmittag für den Eintritt in einen kleinen Park bei Wilderness für uns drei umgerechnet 35 EUR bezahlt, um einen Trail von 3 h zu laufen.
5. Reiseablauf (mit Links zu den Unterkünften):
- Tag: Kap der guten Hoffnung - Umrundung (Übernachtung in Muizenberg an einem Binnengewässer)
- Tag: Fahrt nach Hermanus (Walhaupstadt), keine Walsaison, Übernachtung in Gaisbai.
- Tag: Fahrt nach Wilderness (dort zwei Nächte geblieben)
- Tag: Fahrt nach Plettenberg Bay (dort drei Nächte geblieben)
- Tag: Fahrt zum Addo Elephant Park (dort zwei Nächte geblieben)
- Tag: Fahrt nach Kensington on Sea (Private Game Reserver, Safari, dort zwei Nächt geblieben)
- Tag: Rückflug Port Elizabeth nach CPT
- bis 14. Tag: Kapstadt (Stadtbesichtigung)
Die Unterkünfte waren alle sehr gut, die Gastgeber sehr freundlich. Es wurde nur Frühstück angeboten, so dass wir zum Abendessen immer im Restaurant waren.
Der Inlandsflug erfolgte mit Airlink (Preise für 3 Personen mit Aufgabgepäck ca. 190 EUR). Das Flugzeug war innen sehr edel eingerichtet und absolut neuwertig mit großem Sitzabstand. Obwohl der Flug nur eine Stunde dauerte, gab es mehrmals Getränke (auch alkoholische) und einen Snack für alle. Airlink nannte sich selbst im Flugzeug als „Premium-Airline“. Das kann ich voll und ganz bestätigen!
6. Sicherheit:
Wir haben uns die ganze Zeit über sicher gefühlt. Natürlich sind wir den allgemeinen Empfehlungen gefolgt und nachts nicht in unsicheren Gegenden zu Fuß unterwegs gewesen. An den Touristenattraktionen und sonstwo (z.B. guten Lokalen) stehen immer „Parkwächter“, meistens mit Warnwesten gekleidet, denen man ein kleines Trinkgeld (10 ZAR) zum Aufpassen auf das Auto gibt. Gewarnt wurden wir von Gastgebern, wenn Leute einem beim Bedienen des ATM helfen möchten, da diese die Gelegenheit nutzen, um die Karte zu kopieren und den PIN zu erstehen. In Port Elizabeth in zentraler Lage an einem Aussichtspunkt beim Stadtpark waren viele Parkplätze. Dort standen große Schilder, dass das Parken hier umsonst sei und man keine Erlaubnis benötige. Die Dame an der Tourist Information warnte uns sogleich vor Scammern, die einen an den ATM verfolgen. Kaum hatten wir nach der gleichen Besichtigungstour im Schatte der Bäume Platz genommen, kam ein junger Mann auf uns zu. An seiner Brust klebte ein schlecht selbst gemachtes Namensschild mit dem Hinweis „Security Service“. Er fragte uns, ob dies unser Wagen sei (er zeigte auf das einzige Touristenauto). Wir verneinten. Er meinte, leugnen sei jetzt zwecklos, da die Sicherheitskameras unseren Wagen bereits erfasst hätten, der dort unerlaubt und ohne Genehmigung parken würde. Dies würde nun ein Bußgeld kosten. Ich ging gar nicht auf seine Aussagen ein und meinte, er solle sein Geld doch nicht mit Betrügerein verdienen. Er drehte sich sofort um und verschwand. Meiner Frau war es dann (obwohl es am helligsten Tag Nachmittags war) jetzt zu unheimlich. Sie hatte Angst, dass er in Begleitung von weiteren Personen wieder erscheinen würde. Also brachen wir unser Picknick ab und fuhren weiter. Sonst gab es nie Probleme. Auch nicht, als wir in Begleitung eines Einheimischen, der in den Townships lebt, eine dreistündige Tour durch das älteste Township von Südafrika machten. Niemand bettelte uns an (was sonst in der Innenstadt von Kapstadt regelmäßig passierte). Der Guide sagte, niemand würde uns anbetteln, wenn er dabei ist. Alle Leute kennen ihn hier und sein Geschäft. Es wäre ihm gegenüber respektlos, wenn jemand sich an „seine Kunden“ wenden würde, ohne vorher ihn um Erlaubnis zu bitten. Die Leute, obwohl sie teilweise in sehr einfachen Verhältnissen leben, waren dennoch immer sehr freundlich und offen zu uns. Krass sind die Unterschiede, dass Leute, die aus dem Township kommen und es zu etwas gebracht haben (Arzt, Rechtsanwalt) dort weiter leben, aber in einem schönen Haus. So kommt es, dass auf der einen Seiten die Blechhütten stehen, auf der anderen Seite die Häuser mit Säulen und dem großen Zaun:
Fazit:
Generell sind die Unterschiede in Südafrika sehr krass. Auf der einen Seite Blechhütten von der Autobahn bis zum Horizont, auf der anderen Seite die Luxusvillen mit den dicken SUVs.
Wir wollten eigentlich zu Beginn der Reiseplanung noch zusätzlich zum Kruger Nationalpark. Dies scheiterte aber an zwei Punkten: Die meisten Ressorts verlangen ein Mindestalter von 12 Jahren für die Kinder (Hintergrund laut Aussage eines Reiseveranstalters: Unter 12 Jahren halten die Kinder bei den Safaris nicht die Klappe, wenn sie ein Tier sehen und verscheuchen somit dieselbigen, sehr zum Leidwesen der weiteren Mitreisenden im Jeep). Des Weiteren waren wir ein halbes Jahr vor der Reise schlicht zu spät: Wegen Osteferien war vieles ausgebucht. Dies haben uns auch Mitreisende so bestätigt. Übrigens waren fast alle Touristen, die wir so in den Nationalparks/im Restaurant/Hotel trafen, deutsch sprechend!
Wir waren zum ersten Mal in Südafrika, aber wir können uns gut vorstellen, noch einmal wieder zu kommen, da der Urlaub uns sehr gut gefallen hat.