Tag 2 in Kosrae
Ich verzichte auf ein ausgiebiges Frühstück und habe nicht ohne Grund eine große Packung Fertig-Oatmeal aus den USA mitgebracht.
Dazu gibt es ein paar Bananen vom Tante-Emma-Shop (Bananenpfalzen wachsen hier überall, auch wild an irgendwelchen Berghängen). Das beste: Sie sind super süß und geschmackvoll (wie auf Hawaii) und somit nicht mit der Massenware in deutschen Supermärkten vergleichbar. Wahrscheinlich würden sie mit der wenige mm dünnen Schale aber auch den Transportweg nicht überstehen.
Die Aktivitäten hier in Kosrae sind stark gezeitenabhängig. Alles was mit dem Wasser zu tun hat (Kayakfahren, Schnorcheln, …) geht am besten in einem 5h-Zeitraum rund um die Flut.
Dafür zeigt sich jetzt bei Ebbe ein schöner Sandstrand. Gestern abend stand noch alles unter Wasser:
(ja, ich habe das Flugzeug extra mitgebracht)
Als nächstes geht es für ein Besorgungen (SIM-Karte + Tourist Info) in die Hauptstadt Tofol. Der Plan war, die Strecke zu Fuß zurückzulegen, aber nach weniger als 5 Minuten bietet mir jemand eine Mitfahrgelegenheit.
Beim Versuch ins Auto einzusteigen fällt mir auf: Es gibt ja gar keine vier Türen. Also ab auf die Ladefläche des Pick-Ups. Bei Höchstgeschwindigkeit 40 km/h mache ich mir über die Sicherheit keine großen Gedanken. Und in der Praxis fährt man aufgrund der zahlreichen Schlaglöcher ohnehin eher 15 bis 25 km/h.
Bei FSM Telecom (der lokale Mobilfunkanbieter) erlebe ich den wohl schnellsten SIM-Karten-Kauf aller Zeiten: 10$ hin, vor-aktivierte SIM-Karte zurück. Kein Pass oder Registrierung notwendig. Dazu besorge ich noch eine Ladekarte für 5$, mit der wiederum ein Datenplan (5 GB für 5 Tage) aktiviert werden kann.
Ganz so unkompliziert war es dann doch nicht, da a) die Karte wegen langer Nichtnutzung gesperrt war und b) der APN noch eingestellt werden musste. Aber dennoch bin ich erstaunt, wie unkompliziert der Ablauf ist.
Theoretisch soll es bei FSM Telecom 4G-zugang geben. In der Praxis braucht selbst das Laden einer Google-Seite 3 Sekunden und datenintensive Tätigkeiten ist nicht zu denken. Für Mails und Benachrichtigungen reicht es aber und ich könnte jetzt zumindest im Notfall den Notdienst rufen. Vorher wurde mir gar kein Netz angezeigt, nicht einmal „nur Notrufe“
eSIM-Tarife für Mikronesien gibt es übrigens nicht, sonst hätte ich mir das natürlich gespart.
Die Hauptstadt Tofal ist im Prinzip ein großes Gewerbegebiet mit Schule, College, Telecom, Staatsparlament, Baumarkt, Tourist Info u.ä. Ansonsten gibt es hier nicht viel zu tun.
Mein nächster Punkt auf der Todo-Liste ist die Tourist Info. Die ist rudimentär ausgestattet. Es gibt nicht mal eine Karte zum Mitnehmen, aber ein Foto der Fassade reicht ja auch:
Was das Budget nicht hergibt, wird durch die Freundlichkeit wieder wettgemacht. Ehe ich mich versehe, fährt mich ein Mitarbeiter der Touristen-Info kostenlos zum nächsten Sightseeing-Punkt: Einer alten Treppe aus japanischer Besetzungszeit:
Ein von mir angebotenes Trinkgeld für die Fahrt wird abermals abgelehnt. Da ein leichter Regen einsetzt, wartet der Fahrer sogar noch, bis ich fertig bin und nimmt mich dann wieder in die Hauptstadt zurück.
Das Regierungsgebäude von Kosrae ist - wie vieles hier - etwas heruntergekommen. So fühle ich mich ein wenig wie im Computerspiel Tropico, nur eben im Pazifik statt der Karibik:
Von Tofino aus laufe ich wieder Richtung Hotel zurück (40min Fußweg). Mittlerweile rechne ich schon damit, dass mir sicher wieder eine Mitfahrt angeboten wird - und so kommt es auch. Die Hand muss man nicht einmal rausstrecken.
Nachdem ein heftiger Regenschauer vorübergezogen ist, mache ich vom kostenlosen Kayak-Verleih des Hotels Gebrauch. Gefühlt bin ich der einzige Tourist hier, obwohl das Hotel eigentlich ganz gut gebucht ist.
Mit dem Kayak geht es 2-3 Stunden durch die nahe gelegenen Mangroven. Auf den Fotos kommt die Stimmung leider nicht ganz so schön rüber:
Das Gebäude am Wasser ist ein Restaurant. Könnte man auch mit dem Kayak anlegen
Mittlerweile ist der Tag auch schon wieder fast vorüber. Ich hüpfe noch schnell in den Hotel-Pool und lasse den Tag mit einem Fisch-Burger (im Restaurant am Wasser, s.o.) ausklingen. Leider ist das Essen allenfalls Mittelmaß, da kann auch die schönste Aussicht nicht drüber hinwegtäuschen.
Wieder im Hotelzimmer angekommen genieße ich die Klimaanlage, die das Zimmer auf 20° runterkühlt. Außen hat es quasi das ganze Jahr über durchgehend 29°, bei Sonne fühlt es sicher eher an wie 35+.
Tag 3 in Kosrae
Der Strand (30s Fußweg vom Hotel) sieht heute noch etwas schöner aus als gestern. Vielleicht habe ich aber auch nur den Winkel besser getroffen:
Nicht ganz so traumhaft ist der Müll, der vielerorts rumliegt. Längst nicht so schlimm wie auf Majuro, aber ein paar Plastiktüten oder Dosen findet man oft in der Landschaft verstreut. Oder in dem Fall unter dem riesigen Einsiedlerkrebs:
An sich gibt es hier auf Kosrae einiges zu tun (Wasserfälle, Wanderungen, Bootfahrten, …). Vieles könnte man sicher auch ohne Guide unternehmen, allerdings sind die Informationen im Internet spärlich.
In der Hoffnung, die Insel etwas überblicken zu können, fand ich bei Google Maps den „Boro Mountain“. Am Ende einer überwucherten Straße gibt es dort:
- Einen Blick auf die Küste mitsamt „Blue Hole“ (direkt vor meinem Resort)
- Einen kleinen Tunnel, den die Japaner im 2. Weltkrieg errichtet haben
Ich begegne auf dem Weg zudem zahlreichen wilden Bananenstauden, einem ca. 1m großen Leguan, wilden Hühnern und anderen Kleintieren.
Nach einem kurzen Päuschen hole ich die Schnorchelsachen aus dem Koffer und schwimme bei 30° Wassertemperatur einmal das Blue Hole ab. Definitiv bequem, sich einfach im Hotelzimmer umzuziehen und dann direkt vorm Hotel ins Wasser zu hüpfen.
Fotos habe ich davon nicht. Die Korallen sind in einem recht guten Zustand, zudem gibt es zahlreiche Seegurken und tausende Fische. Durch das außen liegende Riff gibt es keine störenden Wellen und so verweile ich ein, zwei Stunden im Wasser.
Abends geht es noch einmal aufs Kayak, aber diesmal Richtung Lagune statt in die Mangroven. Vorbei geht es auch an der Marina, wo ein paar Touristenboote festgemacht haben. Gestern traf ich (im Hotel) eine Gruppe aus Deutschland + Dänemark, heute ein Segelboot aus den USA.
Offenbar reisen hier mehr Touristen mit dem Boot als per Flugzeug an. Anscheinend fliegen die meisten Aviation Geeks die Strecke HNL-GUM am Stück durch und lassen sich so eine Perle wie Kosrae entgehen.
Zum Abendessen gibt es heute zum 3. Mal in Folge Thunfisch (diesmal frittiert). Es gäbe genug andere Optionen, aber wo sonst bekommt man so guten, frischen Tuna zum fairen Preis?