Erfahrungsbericht Hongkong / Shenzhen:
Letzte Woche hatte ich in Hongkong einen 9 Stunden Umstieg (15 - 24h) zu überbrücken und da dachte ich mir, wieso nicht mal die visafreie Einreise nach China ausprobieren. Also habe ich mich in die MTR gesetzt, die einen direkt zum Grenzübergang Futian Checkpoint (Station Lok Ma Chau) bringt.
Die Ausreise aus Hongkong dauerte etwa 10 Sekunden. Nun läuft man durch einen Übergang nach Shenzhen. Fotos machen ist ab hier verboten.
Der Übergang selber ist eine große, geschlossene Fußgängerbrücke, die über den Fluss führt, so ähnlich wie der Übergang in Dubai von der Metro zur Dubai Mall. In beide Richtungen strömen große Menschenmassen, sind wohl alles Berufs- und Grenzpendler. Ich war jedenfalls sichtlich der einzige Nicht-Asiate. Interessant ist, dass ich bereits im Übergang über den Fluss keinen Mobilfunkempfang mehr hatte, trotz Hongkong Sim Karte. Wichtig für alle, die ab hier evtl. noch Buchungs- oder Flugdaten o.Ä. im Internet nachschauen müssen: Soweit ich das gesehen habe, gibt’s hier auch nirgendwo öffentliches WiFi, also lieber alles internetbezogene noch in Hongkong erledigen.
Drüben angekommen muss man sich einordnen in die „E-Gates“ oder zu den Schaltern mit Grenzbeamten. Da ich keinen Pass aus China oder HK habe, geht’s für mich an den Schalter. Der Großteil der Menschen benutzt die E-Gates, sodass an den Schaltern nur wenige Menschen anstehen.
In der Warteschlange bekomme ich von einem Beamten diese blaue Arrival Card ausgeteilt. Da ich in den letzten 2 Jahren in gefühlt 30 Ländern war, habe ich das Feld einfach frei gelassen, falls ich gefragt würde, hätte ich sie aber aufzählen können. Auch das Feld Address / Hotel Name habe ich freigelassen.
Es hat sich schon seltsam angefühlt, meinen Pass an einer chinesischen Grenze einfach auf den Tresen zu legen, so als würde ich nach Albanien oder so einreisen. Aber die Beamtin war sehr nett und vermittelte nicht den Eindruck ich wäre nicht willkommen oder so. Sie fragte mich dann ob ich die Visa Exemption nutzen möchte, was ich bejahte, und dann, ob ich heute noch wieder nach Hongkong zurückkehre. Ich hatte LH797 nach Frankfurt als Departure Flight auf der Arrival Card eingetragen, deshalb fragte sie das. Die ganze Prozedur mit Foto- und Fingerabdrücken gab es natürlich auch. Schließlich fragte sie, was ich in Shenzhen machen möchte und ich sagte ich will mir die Stadt anschauen. Jetzt hat sie noch irgendwas gefühlt 5 Minuten lang zwischen meinem Pass und ihrem PC abgeglichen. Dann kam der Stempel rein und ich durfte durchgehen. Ich war aber noch nicht „frei“, weil ein Beamter zu mir kam und sagte wir müssten noch was überprüfen. So verschwand er mit meinem Pass in so einem Raum vor dem ich warten musste, kam 2 Minuten später wieder raus und sagte „okay, good bye“. Nun war die Einreise beendet.
Die Ausreise sah im Grunde sehr ähnlich aus, nur dass es eine andere Beamtin war. Allerdings fragte sie mich zu meiner Verwunderung, wo denn mein Visum im Pass ist. Ich dachte mir (dachte, nicht sagte!), Leute ich bin vor 2 Stunden bei euch visafrei eingereist, habt ihr das nicht irgendwo im System drin stehen? Dann zog sie einen zweiten Beamten dazu, mit dem sie wieder 5 Minuten lang was zwischen meinem Pass und ihrem PC abglich. Dann gab’s wieder den Stempel und ich durfte wieder mit dem Beamten mitkommen und vor dem Raum warten. Auch hier kam er 2 Minuten später wieder raus und sagte sinngemäß „passt, tschau“. Jetzt fehlte nur noch der erneute Spaziergang durch den Durchgang und die Wiedereinreise nach Hongkong.
Als Fazit kann ich sagen, dass ich den gesamten Prozess nicht wirklich reibungslos fand. Es hat zwar alles nicht lange gedauert, aber Reisende, die sich nicht gut auskennen oder weniger Selbstvertrauen haben, können durch die vielen Nachfragen und das Warten vor dem Büro durchaus in eine unangenehme Lage geraten. Mir schien es so, als müsste sich der ganze Prozess erstmal richtig einpendeln, aber der Beginn der visafreien Einreise war zu dem Zeitpunkt ja auch gerade erst 4 Wochen her. Vielleicht ist es so auch vollkommen normal und ich erzähle Mist, das kann durchaus sein, ich bin halt noch nie zuvor visafrei in einen bis dato sehr restriktiven Staat eingereist
Wahrscheinlich sieht das ganze aber an den großen Kontrollpunkten (Peking, Shanghai etc.) auch anders aus, da dort viel viel mehr internationale Reisende durchkommen.
Aber es war eine coole Erfahrung, ich kann’s nur empfehlen mal auszuprobieren.